Geschichte
Jahresberichte
Das
Gemeindegeschehen im Jahr 1974
Original
verfasst von Bürgermeister Hermann Kief
Liebe
Mitbürgerin, lieber Mitbürger!
Das
Jahr 1974 neigt sich seinem Ende zu. Sicherlich bedeuten, auch für unser persönliches
Leben diese vergangenen Tage Wichtiges und Unwichtiges: Vermutlich werden sich
Freude und Leid, Hoffnung und Enttäuschung, Lob und Tadel irgendwie die Waage
gehalten haben. Es ist auch denkbar, dass dieses Jahr für uns keine gute
Erinnerung hat. Vielleicht hat uns eine heimtückische Krankheit erschüttert
oder es musste sogar ein Todesfall in der Familie beklagt werden. Es bleibt uns
nichts anderes, übrig, als, mit den. eingetretenen großen und kleinen
Ereignissen irgendwie fertig zu werden.
Auch
für das Leben unseres örtlichen Gemeinschaft war dieses Jahr 1974 von ganz
besonderer Bedeutung. Hier würden die Grundlagen für unsere weitere Selbständigkeit
und Entwicklung geschaffen.
Lassen
Sie mich bitte noch einmal dieses abgelaufene Jahr aus der Sicht der Gemeinde
sehen. Es gab bestimmt auch hier viele Augenblicke und Beweise, an die wir uns.
immer gerne zurückerinnern und die uns auch, Kraft und Zuversicht geben,
optimistisch in das Jahr 1 9 7 5 zu gehen.
Sportanlagen-Ausbau
Der
Ausbau der Sportanlagen an der B.39 hat mit der Inbetriebnahme des Rasen- und
Trainingsplatzes für den Sportclub 08 nunmehr ein Ende gefunden. Im Jahre 1973
wurde im I. Bauabschnitt ein Hartplatz für den Turnerbund Germania 1890
erstellt und im unmittelbaren Anschluss daran mit der Anlage eines Rasenplatzes
(IL BA b) begonnen, nachdem zuvor die erforderlichen Drainagearbeiten durchgeführt
und der Platz mit einer vollautomatischen Versenkregner-Anlage versehen worden
war. Die Pflegearbeiten durch die Fa. Vollmann, St. Wendel, nahmen das ganze
Jahr 1974 in Anspruch. Diese schöne Sportanlage konnte am 14, September dem SC
O8 übergeben werden. In der fast 70-jährigen Geschichte des Vereins bedeutet
dies einen krönenden Abschluss. Seit Inbetriebnahme des Rasenplatzes konnte
eine Leistungssteigerung der Mannschaft in der IL AL festgestellt werden. Auf
Grund langer Verhandlungen mit den Amerikanischen Stationierungsstreitkräften
ist es mir gelungen, für die Erdarbeiten des anzulegenden Trainingsplatzes eine
US-Pioniereinheit zu gewinnen, die mit wenig Aufwand den III. Bauabschnitt
fertig stellte. Ein hydraulisches Kalkgemisch sorgte für eine Verfestigung des
Tennenplatzes. Für einen reibungslosen Ablauf des Regenwassers sorgt die
Drainage, die ringsum angeordnet ist und an den beiden .Stirnseiten eine
Verbindung zum Grundwasser herstellt. Um das Training in den Abendstunden ganzjährig
sicherzustellen erstellte der SC 08 eine Flutlichtanlage. Die angeordneten
Ballfanggitter entlang der L 546 sichern einen ungehinderten Verkehrsfluss.
Einrichtung
einer Altentagesstätte
Anfang
Februar konnte im Vorraum der Kegelbahn der Fritz-Mannherz-Halle eine
Altentagesstätte eröffnet und am 30. Oktober im Clubraum wiedereröffnet
werden.
Die
Friedrich-von-Schiller-Schule konnte mit neuen Vorhängen ausgestattet werden.
Im
März des Jahres richtete man bei der Verwaltung eine kommunale
Wohnungsvermittlungsstelle ein, mit deren Hilfe bereits mehrere Wohnungen
vermittelt werden konnten.
Im
gleichen Monat wurde beim Grundbuchamt das Loseblattsystem des Grundbuchs eingeführt.
Zur feuersicheren Aufbewahrung der Grundbücher war die Schaffung eines
entsprechenden vollautomatischen Großraumschrankes erforderlich.
Am
6. April konnte die offizielle Übergabe des neuen TLF 16 an die Freiw.
Feuerwehr zur Sicherstellung des Brandschutzes in unserer Gemeinde vorgenommen
werden mit einem Aufwand von 124.000,-- DM. Eine neue Feuermeldeanlage konnte
installiert werden, vor deren missbräuchlichen Benutzung dringend gewarnt
werden muss.
Jubiläen
1974
Größere
Jubiläen feierten das Hohner-Akkordeon-Orchester (10), die Handball- und
Frauenabteilung des TB Germania (50) und der Athletenverein 1889 (85). Dieser
Verein wurde anlässlich der Erringung der Meisterschaft in der Badenliga und
des Aufstiegs in die Regionalliga Südwest mit einer Spende von 3000,-- DM
bedacht, die zum Ankauf einer neuen Trainingsmatte Verwendung fand. Die
Raiffeisenbank Reilingen, als tragendes Fundament für die Bürger und die Geschäftswelt
in unserer Gemeinde, feierte im Mai das 75. Jubiläum.
Vom
20. bis 22. Juli veranstaltete die Kultur- und Sportgemeinschaft in der
Reithalle das 20. Fest der Dorfgemeinschaft. Die Sportlerehrung im
Samstagabendprogramm bildete den Höhepunkt. Der Gemeinderat stiftete dafür
eigens eine Medaille mit dem Gemeindewappen, die einmal für Schüler und
Junioren in einer kleineren und für Senioren in einer größeren Form in 3
Stufen, Gold. Silber und Bronze, verliehen wird. Das Gros der zu Ehren
gekommenen Sportler stellte der A V 1889, gefolgt vom TB Germania und dem
Kegelsportverein. Folgende Sportlerinnen und Sportler wurden mit Bronze, Silber
oder Gold, je nach der errungenen Meisterschaft geehrt: Willibald Krämer,
Siegfried Dagenbach. Hans Ballweg, Edwin Schweikert. Uwe Krämer, Richard
Ballweg. Willi Weißbrodt, Werner Schauder. Richard Rotter und Erich Klaus vom A
V. Vom TB Germania waren es : Harald Bender, Jürgen Claus, Michael Claus und
Klaus Müller, und vom Kegelsportverein: Inge Brecht. Ilona Czuberny, Renate
Kneis, Karin Matjeka und Trudel Schweitzer. Unter dem Motto: "Viel Spaß für
alle - beim fröhlichen Finale" gestaltete der Karnevalverein "Käskuche"
das Montagsabendprogramm, mit dem er wieder einmal mehr bei einer vollbesetzten
Halle ins Schwarze traf.
Verwaltungsgemeinschaft
tritt am 1.1.1975 in Kraft
Nachdem
am 5. Juni unser Gemeindeparlament nach 10 Monate währenden Verhandlungen dem
Abschluss einer vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft mit den Gemeinden
Hockenheim, Altlußheim und Neulußheim zugestimmt hatte, trafen sich am 16.
Juni die Bürgermeister Dr. Buchter, Butz, Zahn und Kief zur Unterzeichnung des
abgeschlossenen Vertrages, der nach dem Willen der Landesregierung Baden-Württemberg
in verschiedenen Bereichen in der Zukunft gemeinsame Aufgaben für den
Verwaltungsraum Hockenheim ab 1. 1. 1975 lösen soll. Zu diesem Zwecke treffen
sich die vier Bürgermeister seit Mitte des Jahres zu einer monatlichen
Besprechungsrunde, um gemeinsam anstehende Fragen im kommunalen Bereich zu erörtern
und zu koordinieren.
Sicherung
der Wasserversorgung
Im
Rahmen des Zweckverbandes Wasserversorgung "Südkreis Mannheim" wurde
der Stadt Hockenheim die Vollversorgung mit Frischwasser aus dem
Verbandswasserwerk bis 31. 12. 1985 zugesichert. Zusätzlicher
Wasserspeicherraum mit einem Aufwand von rd. 1, 3 Mio. DM ist im Jahr 1975 noch
zu schaffen.
Der
zwischen den 4 Gemeinden des Verwaltungsraumes Hockenheim gebildete Zweckverband
zum Bau der Sonderschule Hockenheim wird mit Ablauf des 31. 12. 1974 aufgelöst.
Bautätigkeit
Die
Bautätigkeit im Wohnungsbau war in unserer Gemeinde im allgemeinen mangels
Baugrund gedämpft und beschränkte sich auf die Verbauung der wenigen Baulücken
und auf Um-, Aus- und Erweiterungsbauten im alten Ortsbereich. Weiter ist zu
berichten, dass die Mozart-, Friedrich- und Danziger Straße mit einer neuen
Verschleißdecke versehen wurden, wozu eine Summe von 38.000,-- DM erforderlich
war. In Vorbereitung einer Baulandumlegung im Gewann "Rechtes Feld"
wurde mit dem Ausbau der Speyerer Straße begonnen, nachdem günstige Angebote
bei der allgemeinen Stagnierung des Straßenbaues erzielt werden konnten. Während
beim Rathaus der Einbau neuer Fenster mit Rollladen abgeschlossen ist, sind die
Arbeiten zur Erweiterung der Gerätehalle noch in vollem Gange. Vor der
Schiller-Schule installierte man eine Versenkregner-Anlage.
Im
Benehmen mit dem Kreisplanungsamt Heidelberg wurde der Bebauungsplan OE
"Nord-West" überarbeitet in bezug des ursprünglich vorgesehenen
Hochhausbau-Bereichs. Dort waren 6geschossige Bauten vorgesehen. Die Planung
sieht nunmehr 2geschossige Bauweise vor, da Bauträger für Hochhäuser nicht
zu finden waren. Die Schwierigkeit, dass der genannte Bebauungsplan bisher .
nicht abgesegnet wurde, liegt in der Problematik der Abwasserbeseitigung, die
nicht gesichert ist. Harte Verhandlungen wurden mit den zuständigen Gremien führten
zu dem Ergebnis, dass unser gesamtes Abwasser-System neu überarbeitet und nach
den Ausführungen des Wasserwirtschaftsamtes Heidelberg die Funktion der Kläranlage
generell neu konzipiert werden muss. Die zuständigen Stellen sind z. Zt. dabei,
die eingeholten Studien der von der Verwaltung beauftragten Planungsbüros zu prüfen
und entsprechende Wirtschaftlichkeitsberechnungen aufzustellen. Sobald diese dem
Gemeinderat vorliegen, sind Bauzeiten- und Finanzierungspläne aufzustellen und
die anfallenden Arbeiten zu vergeben. Erst nach diesen Erfordernissen kann in
eine weitere Prüfung des Bebauungsplan-Genehmigungsverfahrens eingetreten
werden. In Anbetracht dieser bevorstehenden größeren Baumaßnahmen für die
Abwasserbeseitigung mussten zwangsläufig die Erschließungskostenanteile der
Gemeinde von bisher 20 % auf 10 % ab 1. 1. 1975 herabgesetzt werden. Die Entwässerungsgebühr
war von 0,35 DM auf 0,50 DM ab 1. 1. 74 anzuheben, während die
Wasseranschlussgebühren, der Entwässerungsbeitrag, die Friedhof- und Waaggebühren
zum 1.7.74 neu festzusetzen waren.
Prioritäten
im sozialen Bereich gesetzt
Nachdem
die Gemeinde in den beiden letzten Jahren zur Förderung des Sports erhebliche
Mittel investierte, gilt es nunmehr dem sozialen Bereich Prioritäten einzuräumen.
So beschloss der Gemeinderat, dass sich die Gemeinde beim Bau des Evang.
Kindergartens zusammen mit den Zuschüssen aus Land und Kreis über den
gesetzlichen Anteil hinaus bis zu 66 2/3 % an der Finanzierung beteiligt, wobei
der Höchstbetrag der Bausumme auf 800. 000,- DM begrenzt wurde und der auf die
Gemeinde anfallende Anteil 264.000,- DM beträgt. Außerdem erklärte sich die
Gemeinde bereit, die zu erwartenden Zuschüsse aus Land und Kreis in Höhe von
252.000,- DM bis 30. 6. 1975 vorschüßlich zu übernehmen. Darüberhinaus
beteiligt sich die Gemeinde mit 50 v. H. an den durch Elternbeiträge und Zuschüsse
des Landes nicht gedeckten Betriebskosten. Auf dem 4009 qm großen Grundstück
werden 4 Gruppen- und 7 Nebenräume in Fertigbauweise erstellt. Der Antrag der
Kath. Kirchengemeinde für den Neubau des 2710 qm großen Kindergartens mit
einer Nutzfläche von 500 qm, der 3 Gruppenräume, eine Kindertagesstätte und
die entsprechenden Nebenräume ausweist, wurde vom Gemeinderat ebenso positiv
entschieden. Die Gesamtbaukosten liegen bei 600.000,- DM, wovon 540.000,- DM
zuschussfähig sind. Die Gemeinde leistet hierzu einen Anteil von 25 % mit
135.000,-- DM und übernimmt die vom Land und Kreis zu erwartenden Zuschüsse
von 40 % = 216.000,- DM vorschüßlich bis 30. 6. 1975. Bei der Höhe unserer
Steuerkraft sind dies Leistungen, die sich wirklich sehen lassen können.
Zugunsten der zu bauenden Kindergärten wurde am 20. September ein Fußballspiel
zwischen Gemeinderat - Gemeindeverwaltung und der beiden Kirchengemeinderäte
veranstaltet, das einen Erlös von 1252,- DM erbrachte. Auf Veranlassung
des VdK gab das Luftwaffenmusikkorps II Karlsruhe am 31. Oktober ein großes
Wohltätigkeitskonzert, das einen Erlös von 1820,- DM einspielte und ebenfalls
den beiden Kirchengemeinden zum Kindergartenneubau zufloss. Auch die regelmäßigen
Altpapiersammlungen des Heimkehrerverbandes sollen an dieser Stelle nicht unerwähnt
bleiben.
Für
die Erhaltung des Reilinger Polizeipostens hatten die zuständigen Behörden ein
Einsehen, so dass unser Polizeiposten mit zwei Mann weiterhin besetzt bleibt.
Die
Bemühungen beim Staatlichen Forstamt Wiesloch auf Bezuschussung des im
Gemeindewald am Heidelberger Weg geplanten Kinderspielplatzes zeitigten Früchte,
so dass mit der Fertigstellung noch in diesem Jahr zu rechnen ist. Der bereits
im Frühjahr am Wörschweg fertiggestellte Kinderspielplatz erfreut sich
zwischenzeitlich großer Beliebtheit.
Gemeinderatssitzungen
23
Sitzungen des Gemeinderates waren erforderlich, um das vorgegebene sehr
umfangreiche Arbeitspensum zu bewältigen. Für die geleistete Mitarbeit gilt
mein Dank sowohl dem Gemeinderat als auch sämtlichen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern des Innen- und Außendienstes.
Ausblick
auf 1 9 7 5
Zum
Ausblick wäre zu sagen, dass wir uns in verstärktem Maße auf die Durchführung
der Baulandumlegung konzentrieren müssen. Kanalbaumaßnahmen werden auf uns
zukommen mit einem Aufwand von 3.857.000,- DM im Jahr 1975, ein schließlich
eines Anteilbetrages von 900.000,- DM für die Erweiterung der Kläranlage.
Weitergehende
Prioritäten werden vom Gemeinderat im Rahmen der anstehenden
Haushaltsberatungen 1975 noch endgültig festzusetzen sein. Wenn man die bereits
spürbare Konjunkturänderungsphase berücksichtigt, sieht die finanzielle Großwetterlage
trotz allem Optimismus. nicht besonders gut für unsere Gemeinde aus, so dass
wir sicherlich gehalten sind, manch notwendiges Vorhaben zurückzustellen. Ich
hoffe dabei wiederum auf das Verständnis, Ihre Mitarbeit und auf Ihre
Anregungen. Ich darf abschließend auch unsere in diesem Jahre neu hinzu
gekommenen Mitbürgerinnen und Mitbürger ermuntern, sich aktiv an unserem
Gemeindeleben zu beteiligen.
In
diesem Sinne wünsche ich allen Bürgerinnen und Bürgern ein frohes und
gesegnetes Weihnachtsfest sowie ein glückliches und gesundes neues Jahr.
Ihr
Hermann
Kief
(Bürgermeister)
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