Entwicklungsmöglichkeiten des Sports in Reilingen - Zwischenbericht

 

Daniel Illmer, Dr. Alexander Woll & Prof. Dr. Klaus Bös
Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Karlsruhe

Inhaltsverzeichnis

1 Problemstellung

2 Sportverhalten in Reilingen

2.1   Ziele der Untersuchung
2.1.1 Methodik und Auswahl der Stichprobe
2.1.2 Stichprobenmerkmale

2.1.3 Fitness- und Gesundheitszustand der befragten Personen
2.1.4 Selbsteinschätzung der Gesundheit


2.2   Sport- und Bewegungsverhalten
2.2.1 Sport- und Bewegungsaktivitäten
2.2.2 Motivation und Gründe zum Sporttreiben

2.2.3 Sportartenhitliste und Organisationsform
2.2.4 Orte der Sportausübung
2.2.5 Aspekte des gegenwärtigen und künftigen Sport- und Bewegungsverhaltens

2.3.   Zufriedenheit mit dem Angebot im Sport - und Freizeitbereich

2.4    Wünsche und Bedürfnisse im Sport- und Freizeitbereich

3 Sportstätten und Sportangebote in Reilingen

3.1    Bestandserhebung der Sportflächen
3.1.1 Turn- und Sporthallen - einschließlich kommerzieller Anbieter
3.1.2 Freisportanlagen
3.1.3 Sondersportanlagen
3.1.4 Spielplätze
3.1.5 Zusammenfassung zu den räumlichen Voraussetzungen des Sports in Reilingen

3.2    Sport- und Bewegungsangebote in Reilingen

4 Fazit und Ausblick

4.1   Zusammenfassung der Ergebnisse
4.2   Thesen zur Entwicklung des Sports in Reilingen



Bericht der Sportuntersuchung als Powerpoint-Datei (1.958 KB) 





1 Problemstellung
 

Die Gemeinde Reilingen plant die Erweiterung des Sport- und Freizeitangebots sowie den Aus- und Umbau des bestehenden Schulhofs in Richtung eines bewegungsgerechten Areals. Beide Vorhaben sollen bedarfs- und interessensgerecht und in direkter Abstimmung mit den künftigen Nutzern durchgeführt werden. Zudem werden bei beiden Vorhaben Synergieeffekte angestrebt, die sowohl den sporttreibenden Vereinen als auch der Schule zugute kommen sollen. In diesem Spannungsfeld müssen effiziente Lösungen gefunden werden, die finanziell machbar sind und gleichzeitig den zum Teil auch gegenläufigen Bedürfnissen der verschiedenen Nutzergruppen entsprechen.

Der methodische Ansatz, der von der Gemeinde Reilingen zusammen mit dem Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Karlsruhe gewählt wurde, sieht ein zweistufiges Vorgehen vor. In einem ersten Schritt, der Bestands- und Bedarfsanalyse, werden die notwendigen Daten zum Sport- und Bewegungsverhalten der Reilinger Bevölkerung erhoben und die vorhandenen Sportanlagen in ihrem Bestand erfasst, bevölkerungsbezogen bewertet und hinsichtlich ihres baulichen Zustands kategorisiert.
Im zweiten Schritt werden dann die konkreten Planungen in noch einzurichtenden Arbeitsgruppen erfolgen. Diese Gruppen haben die Aufgabe, ein Maßnahmenkonzept in einem überschaubaren Zeitraum zu erarbeiten, das den Interessen aller Beteiligten gerecht wird und auf Übereinkunft basiert.
Die erhobenen und in diesem Bericht dargestellten Daten stellen die Arbeitsgrundlage für die zweite Phase dar, insofern diese Spiegelbild der Bevölkerungsmeinung sind.
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Bestands- und Bedarfsanalyse dargestellt und erläutert.

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2 Sportverhalten in Reilingen


2.1 Ziele der Untersuchung
 

Ziel der Befragung war es, die relevanten Daten zum Sport-, Bewegungs- und Freizeitverhalten der Reilinger Bevölkerung zu erhalten. Dazu wurde eine repräsentative Stichprobe mit insgesamt 1.000 Personen im Alter zwischen 16 und 75 Jahren gezogen. Diese zufällig aus-gewählten Personen wurden mit einem Fragebogen angeschrieben, dem ein Begleitschreiben von Herrn Klein, dem Bürgermeister der Gemeinde Reilingen und Herrn Prof. Dr. Bös, dem Leiter des Instituts für Sport und
Sportwissenschaft der Universität Karlsruhe, beilag.
Ziele der Befragung waren im Einzelnen:
·     Demographische Angaben (Alter, Geschlecht, Beruf, etc, ...)
·     Fitness- und Gesundheitszustand
·     Sport- und Bewegungsverhalten der Reilinger Bevölkerung
·     Zufriedenheit mit dem Angebot im Sport-, Bewegungs- und Freizeitbereich
·     Wünsche und Bedürfnisse im Sport-, Bewegungs- und Freizeitbereich
Der zweite Teil des vorliegenden Berichts umfasst die Bestandserhebung der vorhandenen Sportanlagen sowie deren Kategorisierung und Bewertung.
In einer abschließenden Zusammenfassung werden beide Aspekte zusammengeführt und ein Ausblick auf die Entwicklungsmöglichkeiten des Sports in Reilingen vorgenommen.

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2.1.1 Methodik und Auswahl der Stichprobe

 

Da der Rücklauf der Fragebögen aus der ersten postalischen Befragung der 1.000 zufällig ausgewählten Personen nicht den Erwartungen entsprach, wurde nach Ablauf der Rückgabefrist, eine Nachfassaktion in Form von persönlichen Interviews mit den zufällig ausgewählten Personen durch Studenten der Universität Karlsruhe durchgeführt, um den Rücklauf zu erhöhen. Insgesamt lagen nach Abschluss der Nachfassaktion 278 auswertbare Fragebögen vor. Dies entspricht einer Rücklaufquote von ca. 28% und liegt damit im Durchschnitt, der normalerweise bei schriftlichen Befragungen erzielt wird.



Tabelle 1: Beschreibung der Stichprobe

  Gesamt Weiblich Männlich Ausländeranteil
Bevölkerung 6.820 3.469
(50,9 %)
3.351
(49,1 %)
534
(7,8 %)
Stichprobe 278 152
(54,9 %)
125
(45,1 %)
10
(3,6 %)

Wie Tabelle 1 deutlich macht, ist im Vergleich zur Grundgesamtheit der Reilinger Bevölkerung in der Stichprobe ein etwas höherer Frauenanteil enthalten. Durch die geringe Zahl an Ausländern in der Stichprobe ist es leider im Folgenden nicht möglich, über Merkmale dieser Personengruppe Aussagen zu machen.

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2.1.2 Stichprobenmerkmale

 

Befragt wurden Personen im Alter zwischen 16 und 75 Jahren. Der Altersdurchschnitt der Teilnehmer an der Befragung beträgt 46,5Jahre. Der jüngste Teilnehmer ist 17 Jahre, der Älteste 80 Jahre.
Die Differenzierung nach Altersgruppen zeigt, dass der Rücklauf vor allem bei den Erwachsenen ab 30 Jahren sehr hoch war, während es leider nicht gelungen ist, bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine ähnlich hohe Zahl an Personen zur Teilnahme an der Untersuchung zu bewegen (vgl. Tab. 2).

Tabelle 2: Alterseinteilung der Stichprobe

  16 - 29 Jahre 30 - 44 Jahre 45 - 59 Jahre 60 - 75 Jahre
N 32 101 79 65
Prozent 11,6 % 36,5 % 28,5 % 23,5 %


In der nachfolgenden Abbildung 1 ist die Verteilung nach dem höchsten erreichten Schulabschluss dargestellt. Danach haben 44,3% der Befragten einen Hauptschulabschluss, 28,9% die Mittlere Reife und 19,4% das Abitur. 3,3% geben an, keinen Schulabschluss zu besitzen.


Schaubild Schulabschluss
Abb. 1: Schulabschluss


Bei der Frage nach dem beruflichen Ausbildungsabschluss geben 63,1% der befragten Personen an, eine Lehre abgeschlossen zu haben, eine beruflich-schulische Ausbildung haben 16,9% abgeschlossen und 16,5% eine Fach-, bzw. Meisterschule. Einen Hochschul- bzw. Fachhochschulabschluss besitzen insgesamt 13,9% und noch in der Ausbildung befindlich sind 8,2%.

Schaubild Ausbildungsabschluss
Abb. 2: Ausbildungsabschluss


Dass hauptsächlich Erwachsene in der vorliegenden Stichprobe enthalten sind, wird auch in der Frage nach der derzeitigen beruflichen Beschäftigung deutlich. Mehr als die Hälfte der Befragten (57,2%) gibt an, voll berufstätig zu sein und 15,5% gehen einer Teilzeitbeschäftigung nach. 25,9% sind derzeit nicht erwerbstätig, 0,9% arbeitslos und 0,5% erwerbsunfähig.

Schaubild derzeitige berufliche Betätigung
Abb. 3: Derzeitige berufliche Beschäftigung

Zusammenfassend kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass in der Stichprobe ein gegenüber der Grundgesamtheit leicht erhöhter Frauenanteil enthalten ist und eine Unterrepräsentation Jugendlicher und junger Erwachsener vorliegt.

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2.1.3 Fitness- und Gesundheitszustand der befragten Personen

 

Neben den demographischen Merkmalen, wurde in dem Fragebogen auch nach dem Fitness- und Gesundheitszustand der jeweiligen Personen gefragt. Mit Hilfe der Kurzfassung des Funktionsfragebogens - Motorik (FFB-Mot), der 12 Fragen zu den fünf Dimensionen motorischer Leistungsfähigkeit - Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination - umfasst, wurden die Befragten gebeten, ihren derzeitigen Fitnesszustand auf einer fünfstufigen Skala selbst einzuschätzen. Die Fragen beziehen sich auf allgemeine motorische Tätigkeiten und sind nicht speziell sportlich ausgerichtet. Die zusammenfassende Bewertung der motorischen Leistungsfähigkeit jedes Einzelnen erfolgt durch die Aufaddierung der abgegebenen Antworten auf einer fünfstufigen Skala. So konnte maximal ein Wert von 60 und ein Mini-malwert von 0 erreicht werden. Im Durchschnitt errechnet sich für die vorliegende Stichprobe ein Wert von 46,8, bei einer Standardabweichung von 11,1, einem Maximum von 60 und einem Minimum von 12. Eine geschlechtsspezifische Betrachtung der Werte zeigt, dass die Männer einen höheren Fitnesswert angeben als die Frauen.

Tab. 3: Fitnesszustand der Stichprobe

  Mittelwert Standardabweichung
Fitnesszustand allgemein 46,8 11,1
Fitnesszustand weiblich 45,5 11,6
Fitnesszustand männlich 48,4 10,4


Ein weiterer Indikator, um den Gesundheits- und Fitnesszustand zu beschreiben, ist der Body-Mass-Index (BMI). Dieser kann durch die Relation von Körpergewicht und Körpergröße Aussagen über den gesundheitlichen Risikofaktor Über- aber auch Untergewicht machen. Zur Beurteilung des BMI gelten folgende Normen: Ein Wert unter 17,5 kg/m² zeigt Untergewicht an, zwischen 17,5 und 24 kg/m² besteht Normalgewicht und ein Wert zwischen 24 und 30 kg/m² bedeutet, dass leichtes Übergewicht vorliegt. Ein Wert, der größer ist als 30 kg/m² zeigt starkes Übergewicht an.



Tab. 4: Durchschnittlicher BMI (Body Mass Index) in der Stichprobe

  Mittelwert Standardabweichung Minimum Maximum
BMI 25,2 kg/qm 4,2 kg/qm 17,18 kg/qm 54,9 kg/qm


Der durchschnittliche BMI der Stichprobe beträgt 25,2 kg/m², bei einer Standardabweichung von 4,2 kg/m², einem Minimum von 17,18 kg/m² und einem Maximum von 54,9 kg/m². Im Durchschnitt geben Frauen mit 24,2 kg/m² einen günstigeren Wert an, als Männer mit 26,4 kg/m².
Die unten stehende Abbildung 5 macht die Relation zwischen dem Body-Mass-Index und dem Geschlecht noch etwas deutlicher. 54,9% der Frauen gegenüber 30,1% der Männer, geben an, normalgewichtig zu sein. Dieses Verhältnis dreht sich bei denjenigen Personen mit leichtem Übergewicht. In dieser Gruppe sind 55,3% der Männer vertreten und 37,5% der Frauen. Stark übergewichtig sind 14,6% der Männer und 7,6% der Frauen.

Schaubild Body Mass Index nach Geschlecht

Abb. 4: BMI nach Geschlecht

Damit zeigt sich im Vergleich mit der Fitness ein genau umgekehrtes Ergebnis. Demzufolge sind die Männer in der vorliegenden Stichprobe fitter als die Frauen aber auch tendenziell etwas übergewichtiger, während die Frauen eher normalgewichtig sind, dafür aber niedrigere Fitnesswerte angeben.

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2.1.4 Selbsteinschätzung der Gesundheit

Neuere Untersuchungsergebnisse zeigen, dass objektive Krankheitsmaße nur bedingt Aussagen darüber zulassen, inwieweit sich Personen gesund oder krank fühlen. Der subjektiven Einschätzung der Gesundheit bzw. des Wohlbefindens kommt aus diesem Grund eine steigende Bedeutung zu. Um dieses zu erfassen, wurden in das Instrumentarium der vorliegenden Untersuchung auch fünf Fragen zur Selbsteinschätzung des eigenen Gesundheitszustands integriert, die auf einer fünfstufigen Skala beantwortet werden sollte (entwickelt von Bös & Gröben, 1993).
Die befragten Personen schätzen ihren Gesundheitszustand überwiegend positiv ein. Es zeigen sich, wie in Tabelle 5 deutlich wird, so gut wie keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Auch hinsichtlich des Alters zeigen sich nur geringfügige Unterschiede in der erwarteten Richtung, dass Ältere ihren Gesundheitszustand weniger gut einschätzen als Jüngere. Da diese aber erstens erwartet werden konnten und zweitens nur sehr gering ausfallen, wird auf eine weitere Darstellung dieser Ergebnisse verzichtet.

Tab. 5: Subjektiver, selbsteingeschätzter Gesundheitszustand (Auf einer Skala von 1 - sehr negativ bis 5 - sehr positiv)

  Gesamt Frauen Männer
  Mittelwert
(Standardab-
weichung)
Mittelwert
(Standardab-
weichung)
Mittelwert
(Standardab-
weichung)
Summenwert 16,9
(3,3)
16,9
(3,2)
16,8
(3,5)
Wie beschreiben Sie Ihren Gesundheitszustand? 3,8
(0,7)
3,8
(0,7)
3,7
(0,8)
Wie wirkt sich Ihr derzeitiger Gesundheitszustand
auf Ihre berufliche Leistungsfähigkeit aus?
3,5
(0,8)
3,5
(0,8)
3,5
(0,9)
Wie wirkt sich Ihr derzeitiger Gesundheitszustand
auf Freizeitaktivitäten aus?
3,4
(0,9)
3,4
(0,9)
3,5
(0,9)
Hat sich Ihr Gesundheitszustand in den letzten
5 Jahren verändert?
2,8
(0,7)
2,9
(0,8)
2,7
(0,7)
Ihr Gesundheitszustand im Vergleich zu anderen
Personen Ihres Alters und Geschlechts?
3,4
(0,9)
3,4
(0,9)
3,4
(0,8)


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2.2 Sport- und Bewegungsverhalten

2.2.1 Sport- und Bewegungsaktivitäten


Der weitaus größte Teil der Reilinger Bevölkerung bezeichnet sich als sportlich aktiv. Insgesamt geben 61% der Befragten an, Sport zu treiben. Unabhängig vom Geschlecht also etwa zwei Drittel der Reilinger Bevölkerung. Bezüglich des Alters sind es, wie erwartet werden konnte, vornehmlich die Jüngeren, die angeben, sportlich aktiv zu sein. In der Altersklasse zwischen 45 und 59 Jahren sind es noch etwa die Hälfte der Personen, die körperlich-sportlich aktiv sind. Bei den über 60-jährigen sind es aber auch immerhin noch 43%, was, im Vergleich zu anderen Studien, einen überaus hohen Wert darstellt.

Schaubild Sportliche Aktivität der Reilinger Bevölkerung

Abb. 5: Sportliche Aktivität der Reilinger Bevölkerung (Angaben in Prozent)

Ein geschlechtsspezifischer Unterschied existiert nicht. Die relative Anzahl weiblicher und männlicher Sportler ist mit 60% zu 62% annähernd identisch.
Von denjenigen, die angeben, keinen Sport zu treiben, sind allerdings nur 9% in keinster Wiese körperlich-sportlich aktiv. Auf die Frage, "wenn Sie keinen Sport treiben, betreiben Sie Gymnastikübungen, Fitness oder sind Sie sonst in irgendeiner Form körperlich aktiv?" antworten 91% der Nicht-Sportler mit Ja. Bezogen auf die Gesamtstichprobe heißt das, dass 3% aller Befragten sich als körperlich-sportlich inaktiv bezeichnen.

Schaubild: Frage nach körperlicher Aktivität

Abb. 6: Wenn Sie keinen Sport treiben, betreiben Sie Gymnastikübungen, Fitness oder sind Sie sonst in irgendeiner Form körperlich aktiv? (Angaben in Prozent)

Der Organisationsgrad der Stichprobe, d.h. der Anteil der Personen, die in einem Turn- oder Sportverein organisiert sind, beträgt 45%. Dieser Wert liegt etwas unter dem tatsächlichen Organisationsgrad in Reilingen, der ca. 51% beträgt. Gegenüber dem landesweiten Durchschnitt von 27% ist der Organisationsgrad der Reilinger Bevölkerung als sehr hoch einzuschätzen.

Schaubild Sind Sie Mitglied in einem Reilinger Sportverein?

Schaubild: Sind Sie aktives oder passives Mitglied?

Abb 7: Sind Sie Mitglied in einem Reilinger Sportverein?

Abb. 8: Sind Sie aktives oder passives Mitglied?


Mehrfachmitgliedschaften sind bei diesem Wert bereits herausgerechnet. Von den 45% der Befragten, die angeben, Mitglied in einem Reilinger Sportverein zu sein, sind 57% aktive Mitglieder und 43% halten eine passive Mitgliedschaft inne.

 

Zusammenfassung

· 61% aller Befragten treiben Sport und 45% sind in einem Reilinger Sportverein organisiert.
· Mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil sportlich Aktiver in der Bevölkerung ab. Das "kritische" Alter liegt bei ca. 45 Jahren.

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2.2.2 Motivation und Gründe zum Sporttreiben

Als Gründe für sportliche Inaktivität geben 40% der Befragten an, keine Zeit zu haben und ein Drittel der Befragten ist der Meinung, genügend Bewegung zu haben. 26% geben gesundheitliche Gründe an und 25% haben andere Interessen, die im Vordergrund stehen.
Das Sport- und Bewegungsangebot in Reilingen nimmt auf die Aktivitätsrate keinen Einfluss und wird als Grund für Sportabstinenz nur von 2,8% der Befragten angegeben, für die ein geeignetes Angebot offenbar nicht existiert. Das nachfolgende Zitat verdeutlicht dies:

Ich weiß, dass ich zu wenig Sport treibe, aber das liegt nicht am Angebot, sondern an meiner Motivation. Ich hoffe, dass ich mich diesbezüglich bald ändere und dass ich es schaffe, mit dem Rauchen aufzuhören. Vielleicht könnte man auf diesem Gebiet in Reilingen etwas machen

Schaubild Gründe für sportliche Inaktivität

Abb. 9: Gründe für sportliche Inaktivität

Was sind aber die Gründe, aus denen die Befragten Sport treiben? Da davon auszugehend ist, dass es sich nicht um ein singuläres Phänomen handelt, sondern oftmals um ein ganzes Motivbündel, wurde den Befragten eine Liste mit acht möglichen Gründen vorgelegt. Jedes einzelne Motiv sollte dabei auf einer fünfstufigen Skala von "Trifft überhaupt nicht zu" bis "Trifft völlig zu" bewertet werden. Aus den aufaddierten Werten der Antwortmöglichkeiten "Trifft eher zu" und "Trifft völlig zu", wurde die nachfolgende Rangskala gebildet.

Schaubild Gründe für sportliche Aktivität

Abb. 10: Gründe für sportliche Aktivität

Dieser Rangskala zufolge, sind die primären Motive Fitness und Gesundheit, zu denen auch das Motiv "Entspannung" und "Verbesserung der Leistungsfähigkeit" gerechnet werden können, sowie der Motivkomplex "soziale Erfahrung" ("Mit Freunden zusammen sein", "Andere Menschen kennen lernen"). Am Ende der Rangreihe steht das typische Wettkampfsportmotiv "Kräfte mit anderen messen", dem 14% der Befragten zustimmen.
Ohne eine Unterteilung in Wettkampf- und Freizeitsportler vornehmen zu wollen, soll an dieser Stelle doch kurz dargestellt werden, wie es um den Wettkampfsport in Reilingen bestellt ist.

Schaubild Sportliche Aktivität und Wettkampfteilnahme

Abb. 11: Sportliche Aktivität und Wettkampfteilnahme (Angaben in Prozent)

Wie Abbildung 12 zu entnehmen ist, geben 21% aller Sportlerinnen und Sportler, die in einem Turn- oder Sportverein organisiert sind, an, ihren Sport wettkampfmäßig auszuüben. Dieser Wert ist, im Vergleich zu anderen kommunalen Sportentwicklungsstudien, durchaus normal. In den ähnlich gelagerten Untersuchungen in Sindelfingen und Pliezhausen wurden bei dieser Frage die folgenden Werte erhoben: In Pliezhausen betreiben 25,7% der in einem Verein organisierten Aktiven ihren Sport wettkampfmäßig und in Sindelfingen sind es 22,5%. Die Unterteilung in Freizeitsport und Wettkampfsport ist auch insofern problematisch, da viele Freizeit- und Breitensportler durchaus leistungsbezogenen Sport treiben, allerdings ohne an Wettkämpfen teilzunehmen, nur mit der Zielstellung sich selbst zu verbessern. Betrachtet man die Vielzahl an Angeboten der Reilinger Turn- und Sportvereine, so ist das oben aufgeführte Ergebnis nicht weiter verwunderlich, denn der weitaus größte Teil der Sportangebote ist dem Bereich des Freizeit- und Breitensports zuzurechnen (Bspw. Rückengymnastik, Mutter-und-Kind-Turnen, Aerobic, ...).

 

Zusammenfassung

· Die hauptsächlichen Motive, Sport zu treiben und sich zu bewegen sind "Fitness", "Gesundheit" und  der Motivkomplex "soziale Erfahrung".
· Gründe für sportliche Inaktivität sind vorwiegend motivational ausgerichtet ("habe genügend Bewegung", "keine Zeit", "andere Interessen"). Nur 3% geben an, dass ihnen ein Angebot fehlt.
· 21% aller Sportlerinnen und Sportler treiben wettkampfmäßig Sport

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2.2.3 Sportartenhitliste und Organisationsform

Welche sind nun die ausgeübten Sportarten in Reilingen? In der nachfolgenden Abbildung sind die zehn am Häufigsten genannten Sport- und Bewegungsaktivitäten aufgeführt. Es handelt sich hierbei um Mehrfachantworten, da jeder Befragte die Möglichkeit hatte, bis zu drei Aktivitäten anzugeben.
Wie aus der unten stehenden Abbildung ersichtlich wird, werden besonders freizeitsportliche Aktivitäten genannt und bis auf Fußball sind alle erwähnten Sportarten den Individualsportarten zuzurechnen. Der hohe Anteil freizeit- und gesundheitssportlicher Aktivitäten erklärt sich zum Teil sicherlich mit der Motivation der Personen, Sport zu treiben, die eher gesundheits- und freizeitsportorientierten Gründen folgt.

Schaubild Hitliste der Sportarten

Abb. 12: Hitliste der Sportarten

Die meisten der genannten Sportarten werden von den Reilinger Turn- und Sportvereinen bereits angeboten, so gibt es sehr aktive Wandergruppen und Lauftreffs, die sicherlich zu der hohen Zahl an Aktiven in diesem Bereich geführt haben. Genannt werden muss auch das sehr gut ausgebaute Radwegenetz in und um Reilingen, das Voraussetzung und Motivation für die hohe Anzahl an Personen ist, die kürzere und auch längere Strecken mit dem Fahrrad zurücklegen.

Eine weitere planungsrelevante Größe ist die Häufigkeit und Dauer der Sportausübung. Der weitaus größte Teil der sportlich Aktiven ist demnach regelmäßig mindestens einmal die Woche aktiv und sogar ein Viertel mehr als dreimal pro Woche. Nur 5,5% der Befragten geben an, sich weniger als einmal die Woche körperlich-sportlich zu betätigen, wie die nachfolgenden Abbildungen deutlich machen.

Schaubild Häufigkeit der Sportausübung

Schaubild Dauer der Sportausübung

Abb. 13: Häufigkeit der Sportausübung Abb. 14: Dauer der Sportausübung


Obwohl nahezu die Hälfte der Befragten Mitglied in einem Reilinger Sportverein ist, organisieren die meisten Sporttreibenden (49%) ihre Aktivitäten selber auf frei zugänglichen Anlagen und 11,6% ebenfalls selbst aber auf gemieteten Anlagen. 25,4% nutzen den Sportverein als Organisationsform und 10,3% kommerzielle Anbieter.
Dieses auf den ersten Blick als Verzerrung zu deutende Ergebnis lässt sich aber erklären, indem man berücksichtigt, dass Mehrfachantworten möglich waren und jeder Befragte bis zu drei Sportarten angeben konnte. Das heißt, auch Mitglieder in Sportvereinen organisieren zumindest Teile ihrer Aktivitäten selbst. Diese Sportler sind darauf angewiesen, dass es Möglichkeiten zum informellen Sporttreiben gibt und dass Anlagen existieren, auf denen selbstorganisierte Aktivität möglich ist.

Schaubild Organisationsformen der sportlichen Aktivitäten
Abb. 15: Organisationsformen der sportlichen Aktivitäten

Auch dieses Ergebnis unterstreicht den Befund, dass der überwiegende Teil der sportlichen Aktivitäten unter Fitness- und Gesundheitsgesichtspunkten betrieben wird. Wie eingangs schon beschrieben, gehen unterschiedliche Sportverständnisse auch mit veränderten Ansprüchen an Sportanlagen bzw. Sportgelegenheiten einher. Die Bandbreite der Aktivitäten, die mit dem Begriff Schwimmen abgedeckt wird, kann diese Überlegung exemplarisch verdeutlichen. Das familiäre Wochenendvergnügen Baden oder das wettkampforientierte Bahnenschwimmen in den olympischen Lagen stellen äußerst unterschiedliche Anforderungen an Art und Umfang von Anlageeinheiten, tageszeitliche Zugänglichkeit, etc.

 

Zusammenfassung

· An der Spitze der favorisierten Sportarten stehen freizeitsportliche Aktivitäten wie Radfahren, Schwimmen, Joggen, Gymnastik und Wandern.
· Die meisten der Befragten über ihren Sport ein- bis zweimal wöchentlich bei einer durchschnittlichen Dauer von mehr als 40 min. aus.
· Die Mehrheit der sportlich Aktiven organisiert ihren Sport selbst auf frei zugänglichen oder gemieteten Anlagen.

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2.2.4 Orte der Sportausübung

Zu fragen ist nun, an welchen Orten wird in Reilingen bevorzugt Sport ausgeübt?
Insgesamt 33% aller Befragten geben an, im Park, Wald oder auf Wegen Sport zu treiben, davon 23,2% in Reilingen und 9,8% außerhalb von Reilingen. Auf dem zweiten Rangplatz der bevorzugten Orte liegt die Straße mit insgesamt 20,9% der Nennungen und auf dem dritten Platz mit Turn- und Sporthallen eine traditionelle Sportstätte.

Schaubild Orte der Sportausübung

Abb. 16: Orte der Sportausübung (Angaben in Prozent)

Mit diesem Ergebnis wird ein in der neueren Literatur immer wieder besprochenes Phänomen bestätigt. Die traditionellen normierten Sportstätten verlieren an Bedeutung und die sogenannten Sportgelegenheiten gewinnen an Gewicht in der Diskussion um die kommunale Sportentwicklungsplanung.
Dass die meisten der befragten Personen ihren Sport in Reilingen ausüben, wird auch bei der Frage nach den Anfahrtswegen deutlich. 53,6% haben einen Anfahrtsweg für die Ausübung ihrer ersten, am häufigsten ausgeübten Sportart von unter einem Kilometer. Im Durchschnitt beträgt der Anfahrtsweg für die erste Sportart 4,4 km, allerdings wird dieser Wert von einigen Extremwerten stark beeinflusst, denn nur ein Viertel (25%) aller Personen in der Stichprobe fährt weiter als vier Kilometer.
Für die Ausübung der am zweithäufigst ausgeübten Sportart wird mit 4,5 km ein gleichlanger Weg angegeben. Erst für die dritthäufigste Sportart werden längere Anfahrtswege in Kauf genommen. Im Durchschnitt beträgt dieser 14,4 km, wobei auch hier der Schnitt durch zwei Extremwerte mit mehr als 300 km sehr stark beeinflusst wird. Denn auch bei dieser Gruppe geben 44,7% einen Anfahrtsweg an, der unter einem Kilometer liegt und nur 15,8% fahren mehr als 10 km.
Zusammenfassend lässt sich an dieser Stelle festhalten, dass die meisten der Befragten in un-mittelbarer Wohnnähe ihren Sport ausüben können und erst für nicht so häufig ausgeübte Sportarten (z.B. Alpin-Ski oder Bergsteigen) längere Wege in Kauf genommen werden. Die Auspendlerquote im Bereich Sport ist also relativ gering. Ein Ergebnis, das auch auf die gute Situation eines bestehenden vielfältigen Sportangebots in Reilingen hinweist.



Zusammenfassung


· Die bevorzugten Orte, für sportliche Betätigung sind Parks, Wald und Wege sowie die Straßen.
· Die weitaus meisten der Befragten über Ihren Sport in Reilingen aus. Die Zahl der Auspendler in diesem Bereich ist sehr gering.

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2.2.5 Aspekte des gegenwärtigen und künftigen Sport- und Bewegungsverhaltens

Dass man mit Sport und Bewegung seinen Gesundheits- und Fitnesszustand verbessern kann ist eine mittlerweile weit verbreitete Tatsache und so stimmen denn auch mit 97% nahezu alle befragten Personen dieser Aussage zu.
Allerdings liegen zwischen dem Wissen, dass Sport und Bewegung zwar gut für die Gesundheit sind und der tatsächlichen Ausübung oft große Hindernisse. In der vorliegenden Stichprobe aber glaubt mehr als die Hälfte (57,3%) dass sie zur Zeit genügend Bewegung haben. Nichtsdestotrotz würden ebenfalls mehr als die Hälfte der Personen, nämlich 51,7%, zur Zeit gerne mehr Sport treiben und in einem Ausblick wagen 57,3% der Befragten die Prognose, dass sie in den nächsten fünf Jahren immer noch, wieder oder erstmals, sportlich aktiv sein werden.


Tab. 6: Fragen zu dem gegenwärtigen und künftigem Sport- und Bewegungsverhalten

  Ja Nein Weiß
nicht
Glauben Sie, dass Sie zur Zeit genügend Bewegung haben? 57,3 % 36,9 % 5,8 %
Glauben Sie, dass man durch Sport und Bewegung seinen Gesundheitszustand verbessern kann? 97,0 % 1,5 % 1,5 %
Würden Sie zur Zeit gerne mehr Sport treiben? 51,7 % 39,8 % 8,6 %
Glauben Sie, dass Sie im Jahr 2005 sportlich aktiv sein werden? 57,3 % 16,9 % 25,8 %
Wären Sie bereit, für ein erweitertes und verbessertes Sportangebot mehr Geld zu bezahlen?  28,0 % 47,0 % 25,0 %


Bei der Frage, ob die Bereitschaft bestünde, für ein erweitertes und verbessertes Sportangebot mehr Geld zu bezahlen, antworten 47% mit einem klaren Nein aber immerhin 28%, also etwa ein Viertel, wäre dazu bereit und 25% sind sich in dieser Frage nicht ganz sicher. Zusammen-gefasst heißt das, dass trotz einem bereits hohen Organisationsgrad, ein nach wie vor großes Potenzial an Sportinteressierten besteht. Ein Drittel aller Befragten glaubt zur Zeit aus gesundheitlicher Sicht zu wenig Bewegung zu haben und 57,7% würden zur Zeit gerne mehr Sport machen.



Zusammenfassung


· Mehr als die Hälfte aller Befragten würde zur Zeit gerne mehr Sport treiben.
· Dass Sporttreiben und Gesundheit eng zusammen gehören, wird von nahezu allen Befragten bejaht.

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2.3. Zufriedenheit mit dem Angebot im Sport - und Freizeitbereich

94% der Befragten fühlen sich in Reilingen wohl, wobei insgesamt 58,1% angeben, sich sehr wohl zu fühlen.

Schaubild Wohnortzufriedenheit. Wie wohl fühlen Sie sich in Reilingen?

Abb. 17: Wohnortzufriedenheit. Wie wohl fühlen Sie sich in Reilingen?

Diese ausgesprochene Wohnortzufriedenheit schlägt sich auch in der Bewertung des Sportangebots nieder. Insbesondere die Sporthallensituation wird in der Gemeinde überaus positiv bewertet und zwar sowohl hinsichtlich der Quantität, wie auch der Qualität. Außer in der Bewertung der sogenannten Sportgelegenheiten und der Attraktivität der Sportplätze ist mehr als die Hälfte der Befragten mit dem Angebot zufrieden.

Schaubild Wie zufrieden sind Sie mit dem Sportangebot in Reilingen

Abb. 18: Wie zufrieden sind Sie mit dem Sportangebot in Reilingen (Angaben in Prozent) (Kumulation der Antworten „sehr zufrieden“ und „zufrieden“)

Am schlechtesten wird die Attraktivität der vorhandenen Sportplätze eingeschätzt. 56,5% der Reilinger Bevölkerung sind mit der Qualität dieser Sportstätte unzufrieden, 30% sogar sehr unzufrieden und sehen für diesen Bereich kommunaler Sportinfrastruktur konkreten Handlungsbedarf.
Ebenfalls mehr als die Hälfte der Befragten ist mit den sogenannten Sportgelegenheiten, also bspw. den Kinderspielplätzen und Möglichkeiten zum informellen Spielen (Bolzplätze, Wiesen, etc.) unzufrieden, wobei hier insbesondere die Anzahl solcher Möglichkeiten bemängelt wird. 56% finden, dass es zu wenig solcher Möglichkeiten in Reilingen gibt und 25% sind sogar sehr unzufrieden mit dieser Situation. Dies ist auch ein Kritikpunkt der auf den Fragebögen öfters vermerkt wurde. Die nachfolgende Aussage soll dies beispielhaft verdeutlichen

Meine Sportaktivitäten kann ich in Reilingen gut umsetzen und verwirklichen. Doch Erneuerungen (z.B. Frischluftzufuhr in den unteren Hallen) wären willkommen. Es gibt bei uns in Reilingen keinen Spielplatz an dem kleinere Kinder und größere Kinder gleichsam Aktivitäten finden können. Vorschlag: nicht so viele kleine Spielplätze, sondern einen Größeren mit mehreren Angeboten, z. b. eine fast nicht genutzte große Wiese beim Bürgerpark-Spielplatz könnte man doch für weitere Dinge nutzen. (Bspw. Schaukel + Rutsche oder Abenteuerspielplatz mit Hügel).

Gleiches gilt auch für die Bitte, die nachfolgenden Aussagen zum Sport- und Freizeitangebot auf einer fünfstufigen Skala von "Trifft überhaupt nicht zu" bis "Trifft völlig zu" zu bewerten.

Tab. 7: Sportangebot und Möglichkeiten zum "Sich-Bewegen" in Reilingen (Kumulation der Antworten "Trifft eher zu" und "Trifft völlig zu")

Trifft zu Trifft nicht zu
Mein unmittelbares Wohngebiet bietet viele Möglichkeiten, körperlich aktiv zu sein 70,7 % 29,3 %
Die Vereine und andere Anbieter in Reilingen bieten viele Möglichkeiten an, sportlich aktiv zu sein 81,5 % 18,5 %
Das Freizeitangebot in der Gemeinde bietet für BürgerInnen aller Altersgruppen etwas 66,3 % 33,7 %
Ich fühle mich über die Sport- und Freizeitangebote in Reilingen umfassend informiert 58,9 % 41,1 %


Am ehesten wird die Kommunikation der Angebote kritisiert aber auch hier zeigen sich 58,9% der Befragten zufrieden. Bezogen auf die Unterteilung in verschiedene Altersgruppen zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede.

Schaubild Zustimmung zu folgenden Aussagen zum Sportangebot und Möglichkeiten zum „Sich-Bewegen“ in Reilingen nach Altersgruppen

Abb. 19: Zustimmung zu folgenden Aussagen zum Sportangebot und Möglichkeiten zum „Sich-Bewegen“ in Reilingen nach Altersgruppen (Angaben in Prozent).

Insgesamt kann hier festgehalten werden, dass die jüngeren Einwohner in der Altersklasse bis 30 Jahre das Sportangebot in Reilingen kritischer sehen als die Älteren und deutlich am besten wird das Angebot von den über 60-Jährigen eingeschätzt (siehe Abb. 14). Interpretiert werden kann dieses Ergebnis, dass die Jüngeren und jungen Familien, die solche Angebote und Anlagen stärker nutzen auch kritischer sind als die Älteren.

Schaubild Zustimmung zu Aussagen zum Sportangebot und Möglichkeiten zum „Sich-Bewegen“ in Reilingen nach Geschlecht und Sportpartizipation

Abb. 20: Zustimmung zu Aussagen zum Sportangebot und Möglichkeiten zum „Sich-Bewegen“ in Reilingen nach Geschlecht und Sportpartizipation (Angaben in Prozent)

Bezogen auf die Unterteilung in Sporttreibende und Nichtsporttreibende sowie auf die Unterscheidung nach dem Geschlecht der Befragten, wird deutlich, dass bei den sportaktiven und den männlichen Einwohnern höhere Unzufriedenheitswerte hinsichtlich der bestehenden Möglichkeiten und Angebote festzustellen sind, als bei den Nichtsportlern und weiblichen Einwohnern.
Wie einige Bemerkungen auf den Fragebögen verdeutlichen, scheint es vor allem einen wahrgenommenen Mangel an Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche in Reilingen zu geben, was die folgenden Bemerkungen verdeutlichen:

Außer der Sporthalle, noch ein neues Jugendhaus mit größeren Räumen und Betreuern. Sowie Billardtische, Tischtennisplatten, Jongliermaterial, Musikanlagen, z. b. ein Mischpult usw.

Freizeitangebote für Jugendliche (10 J - 18 J) schaffen, damit die Kinderspielplätze nicht von diesen Jugendlichen verwüstet werden. (evtl. Überwachung der Kinderspielplätze).

Von daher wird von einigen Befragten gefordert, sich stärker um solche Möglichkeiten zu kümmern, die dazu beitragen, dass "...die Kinder von der Straße geholt werden könnten."

Neben der spezifischen Zufriedenheit der Reilinger Bevölkerung mit dem Sport- und Bewegungsangebot und den infrastrukturellen Einrichtungen hierfür, wurde auch nach allgemeinen Aspekten zur Wohnortzufriedenheit gefragt (vgl. Abb. 22). Dabei zeigt sich nur etwa ein Drittel der Befragten mit den Angeboten im (Fort-)Bildungsbereich zufrieden. Dies kann auch für die Reilinger Turn- und Sportvereine ein Hinweis darauf sein, in diesem Bereich, z.B. über die Veranstaltung von Seminaren und Vorträgen über Sport / Bewegung oder gesunde Ernährung verstärkt tätig zu werden und damit ein Feld auszufüllen, das zumindest in der Wahrnehmung Vieler zur Zeit etwas brachliegt. Mit der Verkehrssituation in Reilingen sind 42% zufrieden, das heißt, 58% der Befragten sind mit diesem Bereich entweder unzufrieden oder unentschieden in der Meinung Gleiches gilt für Angebote im Unterhaltungsbereich.

Schaubild - Allgemeine Wohnortzufriedenheit – Zustimmung zu verschiedenen Lebensbereichen

Abb. 21: Allgemeine Wohnortzufriedenheit – Zustimmung zu verschiedenen Lebensbereichen (Angaben in Prozent) (Kumulation der Antworten „sehr zufrieden“ und „zufrieden“)

Mit der Qualität des Sport- und Freizeitangebots sind 52,6% der Befragten zufrieden und mit der Vielfalt der Angebote aus diesem Bereich 56,8%, wobei sich hier keinerlei Unterschiede zwischen Sportlern und Nichtsportlern zeigen. Im Gegenteil schätzen die Sportler die Qualität des Angebots sogar etwas höher ein.
Auch die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr wird von mehr als der Hälfte der Befragten (52,9%) als gut eingeschätzt und mit den kulturellen Angeboten zeigen sich 55,3% zufrieden. Am besten werden die beiden ökologischen Faktoren Lärmsituation und Luftqualität in der Gemeinde beurteilt.



Zusammenfassung


· 94% fühlen sich in Reilingen wohl bzw. sehr wohl.
· Mehr als die Hälfte aller Befragten schätzt das vorhandene Sportangebot in seiner Qualität und Vielfalt als "gut" bzw. "sehr gut" ein.
· Die vorhandenen Sportanlagen werden was Anzahl und Ausstattung angeht überwiegend "gut" bis "sehr gut" bewertet. Eine Ausnahme bildet die Attraktivität der Sportplätze, die von der Mehrheit bemängelt wird.
· Eine Mehrzahl der Befragten zeigt sich vor allem mit der Anzahl und der Ausstattung an Sportgelegenheiten, also an informellen Möglichkeiten zum Spielen und Bewegen (Bolzplätze, etc...) unzufrieden.
· Das Angebot für Jugendliche und junge Familien wird von diesen Zielgruppen eher kritisch gesehen. Mehr als die Hälfte dieser Befragten zeigt sich mit den bestehenden Möglichkeiten für Jugendliche/junge Erwachsene/ junge Familien unzufrieden.
· Das Sportangebot der Vereine wird von der überwiegenden Anzahl als "gut" und "sehr gut" bewertet.

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2.4 Wünsche und Bedürfnisse im Sport- und Freizeitbereich

Wünsche und Bedürfnisse der Befragten bezüglich des Sport-, Bewegungs- und Freizeitangebots richten sich vornehmlich auf die Programmebene sportbezogener Angebote und weniger auf die Hardware der Sportanlagen und Bewegungsräume. So sind aus Sicht der Reilinger Bevölkerung die drei dringlichsten Maßnahmen in der Weiterentwicklung des Sportangebots zu sehen. Erst auf dem vierten Rangplatz folgt mit 48,8% Zustimmung, die Schaffung "attraktiverer Sportanlagen" (vgl. Tab. 8).
Am wichtigsten wird von 62,8% der Befragten die Entwicklung von Sportprogrammen eingeschätzt, die speziell auf gesundheitliche Beschwerden hin ausgerichtet sind. Das können zum Beispiel rehabilitative Kurse sein (Bspw. bei Adipositas, Diabetes, Osteoporose, Anti-Raucher-Kurse, ...) oder auch präventive Angebote (Koppelung von Sport- und Ernährungsprogrammen, Bewegungserziehung im Kindergarten, ...).


Tab. 8: Welche der folgenden Maßnahmen würden Sie zur Verbesserung des Sportangebots in Reilingen begrüßen? (Angaben in Prozent) (Kumulation der Antworten "Stimme völlig zu" und "Stimme eher zu")

  Stimme zu
Sportprogramme, die speziell auf gesundheitliche Beschwerden hin ausgerichtet sind 62,8
Sportangebote, die nicht an eine Vereinsmitgliedschaft gebunden sind 61,7
Zeitlich variable Sportangebote 53,2
Attraktivere Sportanlagen 48,8
Sportprogramme für spezielle Zielgruppen (Familien, Behinderte, Senioren, Ausländer) 46,9
Angebote der Gemeinde Reilingen 40,8
Bessere Zutrittsmöglichkeiten zu den Sportanlagen 36,2
Bessere Möglichkeiten zum Sporttreiben und Bewegen in meiner näheren Wohngegend 25,9


Ebenfalls hoch bewertet werden Kursangebote, die nicht an die Mitgliedschaft in einem Verein gebunden sind aber von Vereinen angeboten werden (61,7% Zustimmung). Denkbar wäre hier die Veranstaltung von Schnupperkursen, Halbjahreskursen oder ähnliches. Mehr als die Hälfte stimmt auch einer variableren Gestaltung der Spotangebote zu. Das Problem ist hier sicherlich, dass die wenigsten Vereine in der Lage sein werden, ein solches Angebot ohne starke Beitragserhöhungen zu finanzieren.
40,8% der Befragten wünschen sich ein zusätzliches Engagement der Gemeinde Reilingen im Bereich des Sport- und Freizeitangebotes. Dies kann und soll natürlich nicht dazu führen, dass die Gemeinde nun als ein weiterer Anbieter von Sport- und Freizeitmöglichkeiten auftritt, sondern ist, im Zusammenhang mit den bisher festgestellten Wünschen der Reilinger Bevölkerung, wohl vor allem auf die Entwicklung des Angebots für Jugendliche gerichtet oder als der generalisierte Wunsch zu verstehen, dass die Gemeinde sich in diesem Bereich weiterhin bzw. stärker als bisher engagiert.

Bei der Differenzierung dieser Frage nach dem Geschlecht der Befragten und Sportteilnahme zeigen sich die größten Unterschiede hinsichtlich dem Wunsch nach Sportprogrammen, die speziell auf gesundheitliche Beschwerden hin ausgerichtet sind. 72,6% der befragten Frauen und 74% der Nichtsportler wünschen sich ein solches Angebot während dem nur etwa die Hälfte der Männer zustimmen und 56,7% der Sportaktiven. Das heißt, über eine gezielte Angebotsentwicklung spezieller Sport- und Bewegungsprogramme könnten wahrscheinlich einige der sportlich Inaktiven motiviert werden, mit dem Sporttreiben zu beginnen (vgl. Tab. 9).
Dies kann natürlich nicht Aufgabe der Gemeinde sein. Für die Vereine in Reilingen besteht an dieser Stelle sicherlich noch bislang ungenutztes Potenzial, neue Mitglieder zu gewinnen und ein bedarfsorientiertes Angebot zu installieren.


Tab. 9: Welche der folgenden Maßnahmen würden Sie zur Verbesserung des Sportangebots in Reilingen begrüßen? Unterscheidung nach Geschlecht und Sportaktivität (Angaben in Prozent) (Kumulation der Antworten "Stimme völlig zu" und "Stimme eher zu")

 

Stimme zu

  Männl. Weibl. Sport-
aktiv
Nicht-
sportler
Sportprogramme, die speziell auf gesundheitliche Beschwerden hin ausgerichtet sind 51,5 72,6 56,7 74
Sportangebote, die nicht an eine Vereinsmitgliedschaft gebunden sind 54,2 67,8 58,7 67,1
Zeitlich variable Sportangebote 46,2 58,6 53,7 52
Attraktivere Sportanlagen 50,5 47,4 53,6 40
Sportprogramme für spezielle Zielgruppen (Familien, Behinderte, Senioren, Ausländer) 37,1 55,4 43,7 52,7
Angebote der Gemeinde Reilingen 38,4 42,7 38,5 44,4
Bessere Zutrittsmöglichkeiten zu den Sportanlagen 43 30,7 37,9 33,3
Bessere Möglichkeiten zum Sporttreiben und Bewegen in meiner näheren Wohngegend 25,5 26,3 27,1 24


Unter dem Aspekt, mehr Menschen zur Sportteilnahme zu motivieren, erscheint die Entwicklung spezifischer Programme somit als wichtigster Punkt. Hingegen scheinen die vorhandenen Sportanlagen für bisher Inaktive keine hohe Barriere zu sein, mit Sporttreiben zu beginnen.
Wie in der untenstehenden Tabelle 10 deutlich wird, sind es vor allem die Jüngeren der Befragten, die einer Ausweitung des Sportangebotes in Reilingen zustimmen. Die höchsten Zustimmungsquoten bei der Altersgruppe der 16-44-jährigen erreichen "Sportangebote, die nicht an eine Vereinsmitgliedschaft gebunden sind" und "zeitlich variable Sportangebote". Die Älteren ab 60 Jahren wünschen sich am häufigsten "Sportangebote, die auf spezielle gesundheitliche Beschwerden hin ausgerichtet sind" und "attraktivere Sportanlagen". Die Altersgruppe der 45-59-jährigen weist den geringsten Bedarf an einer Ausweitung des Sportangebots in Reilingen auf. Meistgenannter Wunsch dieser Personengruppe ist die Einführung von "Sport-angeboten, die auf spezielle gesundheitliche Beschwerden hin ausgerichtet sind".


Tab. 10: Welche der folgenden Maßnahmen würden Sie zur Verbesserung des Sportangebots in Reilingen begrüßen? Unterscheidung nach Altersgruppen (Angaben in Prozent) (Kumulation der Antworten "Stimme völlig zu" und "Stimme eher zu")

 

Stimme zu

  16 - 29
Jahre
30 - 44
Jahre
45 - 59
Jahre
60 Jahre
und älter
Sportprogramme, die speziell auf gesundheitliche Beschwerden hin ausgerichtet sind 53,3 62,1 67,2 65,6
Sportangebote, die nicht an eine Vereinsmitgliedschaft gebunden sind 77,4 65,5 56,3 50
Zeitlich variable Sportangebote 60 65,1 39,7 41,4
Attraktivere Sportanlagen 54,8 51,2 38,1 59,4
Sportprogramme für spezielle Zielgruppen (Familien, Behinderte, Senioren, Ausländer) 45,2 46 47,5 51,6
Angebote der Gemeinde Reilingen 35,5 45,2 30,4 53,6
Bessere Zutrittsmöglichkeiten zu den Sportanlagen 41,9 38,1 29,5 40
Bessere Möglichkeiten zum Sporttreiben und Bewegen in meiner näheren Wohngegend 25 22,6 25,8 34,5


Folgende auf den Fragebögen geäußerte Wünsche illustrieren die oben abgebildeten Tabellen:

Bewegungsförderung für körperlich Behinderte wäre wünschenswert.
Sportangebote für Kinder zu einer Zeit, wo berufstätige Eltern auch die Kinder hinbringen können. Z. B. Sportangebote für Erwachsene mit Kindern ab 18 Uhr, damit niemand einen Babysitter braucht und beide Sport treiben können; Kinder wie Erwachsene.

Der Wunsch nach einem differenzierten und zielgruppenspezifischen Bewegungsangebot wird hier deutlich, vor allem auch der Wunsch nach flexibel gestalteten Mitgliedschaften in den Vereinen als den primären Sportanbietern.

Ich wäre an einem Kursangebot (ähnlich eines Fitness-Studios) ohne feste, teuere Mitgliedschaft interessiert, d. h. Kursangebot ausbauen: Salsa-Aerobic, Bauch- Beine- Po, High Impact, Low Impact, usw.

Dass das bestehende Sportangebot durch die Reilinger Vereine ausgesprochen vielfältig ist und einen großen Bereich abdeckt, zeigt auch die konkrete Frage, ob es eine Sportart gibt, die man gerne ausüben würde, zu der es in der näheren Umgebung aber keine Möglichkeit gibt.
Insgesamt geben 21% der Befragten an, dass Ihnen eine solche Sportart fehlt. Allerdings geben von diesen 21% alleine 38% an, dass Ihnen in Reilingen die Sportart Schwimmen fehlt, 8,6% würden gerne Badminton spielen und weitere 5,2% Basketball. Die übrigen genannten Sportarten werden zu einem großen Teil in Reilingen bereits angeboten. Insofern liegt die Vermutung nahe, dass nicht alle Einwohner in Reilingen über die bestehenden Angebote auch informiert sind.

Schaubild Gibt es eine Sportart, die Sie gerne ausüben würden, zu deren Ausübung Sie in Ihrer näheren Umgebung aber keine Möglichkeit haben?

Abb. 22: Gibt es eine Sportart, die Sie gerne ausüben würden, zu deren Ausübung Sie in Ihrer näheren Umgebung aber keine Möglichkeit haben?

Wie bis jetzt deutlich geworden ist, wird das Sport- und Bewegungsangebot in Reilingen von der Mehrheit der Befragten positiv bewertet. Die überaus hohe Anzahl an Sportvereinen in der Gemeinde mit einem sehr guten Angebot bietet eine hervorragende Grundlage für weitere Überlegungen zu einem Ausbau der Sportstätteninfrastruktur und der Angebotsvielfalt. Wie die nachfolgende Aussage deutlich macht, werden Probleme der Sportentwicklung in der Gemeinde aber nicht nur in fehlenden Möglichkeiten, sondern auch in einer mangelnden Vernetzung der verschiedenen Interessensgruppen gesehen:

Begrüßenswert wäre es, wenn die vielen Sportvereine, die es in Reilingen gibt, besser zusammen arbeiten würden. Da ich selbst im Verein bin, weiß ich aber, dass niemand gern über seinen eigenen Schatten springt und das ist das größte Problem der einzelnen Vereine.

Diese Aussage ist sicherlich nicht repräsentativ aber auf jeden Fall ein wichtiger Hinweis darauf, dass eine optimale Nutzung der vorhandenen Ressourcen und die gezielte Schaffung von Synergieeffekten, die Kommunikation der beteiligten Organisationen untereinander voraussetzt.



Zusammenfassung


· Wünsche zu den Entwicklungsmöglichkeiten des Sports in Reilingen sind vornehmlich auf die Entwicklung von speziellen Gesundheitssportarten gerichtet sowie auf die Einrichtung flexibler Organisationsstrukturen.
· Sportprogramme, die speziell auf gesundheitliche Beschwerden hin ausgerichtet sind, werden vor allem von Frauen und Nichtsportlern gefordert.
· Jüngere wünschen sich vor allem einen Ausbau flexible Mitgliedschaften und Sportangebote, die nicht an eine Vereinsmitgliedschaft gebunden sind.
· Die Schaffung attraktiverer Sportanlagen liegt in der Rangskala der Wünsche zur künftigen Sportentwicklung auf dem vierten Platz und wird vor allem von den Sportaktiven gefordert.

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3 Sportstätten und Sportangebote in Reilingen


3.1 Bestandserhebung der Sportflächen

Für die Erfassung des Bestands an vorhandenen Flächen, die für Sport und Bewegung genutzt werden können, wird im Folgenden in die zwei Kategorien Sportstätten (Turn- und Sporthallen inklusive kommerzieller Anbieter, Freisportanlagen (Klein- und Großspielfelder) sowie Sondersportanlagen) und Sportgelegenheiten unterschieden. In einer gesonderten Tabelle werden zudem die Spielplätze in der Gemeinde Reilingen aufgeführt. Der bauliche Zustand der Sportanlagen, Sportgelegenheiten und Spielplätzen wird in Anlehnung an den Leit-faden Sportentwicklungsplanung des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (2000) anhand von vier Kategorien bewertet. Diese vier Kategorien stellen sich wie folgt dar:

· Kategorie 1 - Sportstätte in gebrauchsfähigem Zustand:
Die Anlage hat keine oder nur unbedeutende Mängel, die im Zuge der laufenden Instandhaltung beseitigt werden können.
· Kategorie 2 - Sportstätte mit geringen Mängeln:
Die Grundkonstruktion ist im Wesentlichen brauchbar, jedoch sind umfangreiche Erneuerungsarbeiten erforderlich, z. B. die Erneuerung von Sportböden, Gebäudeteilen, Gebäudetechnik, Ausstattung oder Nebenräumen.
· Kategorie 3 - Sportstätte mit schwerwiegenden Mängeln:
Es bestehen Mängel in einem Umfang, die Bestand oder weitere Nutzung gefährden. Eine umfassendende Erneuerung zum Bestandserhalt ist unerlässlich, da z. B. wesentliche Teile der Grundkonstruktion nicht mehr brauchbar sind, notwendige ergänzende Einrichtungen wie Umkleide- und Sanitärräume, Heizungsanlage, Wasseraufbereitung fehlen.
· Kategorie 4 - Sportstätte unbrauchbar:
Die Nutzung der Anlage ist wegen schwerster Mängel aufzugeben. Einzelne Anlageteile sind bauaufsichtlich bedenklich, eine Erneuerung käme einem Neubau gleich.

Sportstätten der Kategorie 1 sind kurz-, mittel- und langfristig nutzbar, sofern die laufenden Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden. Hingegen sind Sportanlagen der Kategorie 2 mittel- und langfristig nur dann geeignet, wenn kompensatorische Maßnahmen in einem Mittelfristigen Zeitraum durchgeführt werden. Sportstätten der Kategorie 3 sind schon zum derzeitigen Zeitpunkt nur bedingt geeignet und müssen bereits kurzfristig umfangreich erneuert werden, damit sie auch noch mittel- und langfristig genutzt werden können, während Sportstätten der Kategorie 4 nicht mehr zum Bestand gezählt werden können (vgl. Tab. 11)


Tabelle 11: Kategorien der baulichen Bestandsbewertung und ihre Bedeutung für die Eignung von Sportstätten

 

Eignung der Sportstätte

Kategorie der Bewertung kurzfristig mittelfristig langfristig

1

Sportstätte in gebrauchsfähigem Zustand
Geeignet Geeignet Geeignet

2

Sportstätte mit geringen Mängeln

Geeignet

Bedingt geeignet

Kompensatorische Maßnahmen erforderlich: umfangreiche Erneuerungsmaßnahmen

Bedingt geeignet

Nur nutzbar, wenn mittelfristig kompensatorische Maßnahmen durchgeführt werden

3

Sportstätte mit schwerwiegenden Mängeln

Bedingt geeignet

Kompensatorische Maßnahmen erforderlich: umfangreiche Erneuerungsmaßnahmen

Nicht geeignet

Nur nutzbar, wenn kurzfristig kompensatorische Maßnahmen durchgeführt werden

Nicht geeignet

Nur nutzbar, wenn kurzfristig kompensatorische Maßnahmen durchgeführt werden

4

Sportstätte unbrauchbar
Nicht geeignet Nicht geeignet Nicht geeignet


Neben diesem Kategorienraster zur baulichen Bestandsbewertung, das zugleich Aussagen über den zeitlichen Horizont zulässt, wird im Folgenden der Sportstättenbestand der Gemeinde Reilingen in seiner qm-Zahl pro Einwohner nach den städtebaulichen Richtlinien der DOG (Deutschen Olympischen Gesellschaft) bewertet. Dieser beträgt für:

· Sportplätze 4 m² / Einwohner
· Turn- und Sporthallen 0,2 m² / Einwohner
· Spielplätze 1 m² / Einwohner

Die so genannten Sportgelegenheiten (Bolzplätze, Skateranlage) werden als Freisportanlagen zu den Sportplätzen gezählt, da diese als zugängliche Freiflächen Funktionen von Sportplätzen übernehmen. Bei den Sondersportanlagen (Tennisplätze, Reitplatz, etc ...) wird keine Beurteilung des Bestands vorgenommen, da diese nicht zu der "Grundversorgung" an Sportanlagen gerechnet werden können.
Der bevölkerungsbezogenen Berechnung liegt mit insgesamt 6.923 Einwohner die Einwohnerstatistik aus dem Jahr 2000 zugrunde.

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3.1.1 Turn- und Sporthallen - einschließlich kommerzieller Anbieter

In Reilingen existiert mit der Fritz-Mannherz-Halle eine hervorragende Grundversorgung an Hallensportflächen für eine große Anzahl an Sportarten. Mit einer sportlich nutzbaren Gesamtfläche von 3247,75 m² und insgesamt 7 verschiedenen Räumen bei einem insgesamt hervorragendem baulichen Zustand, ist die Halle Basis des Indoorbetriebenen Sports in Reilingen.

Das in Reilingen ansässige Fitnessstudio TOP FIT ergänzt diese Möglichkeiten zum Sporttreiben mit einem breiten Sport- und Bewegungsangebot auf einer Gesamtfläche von 4.000m². Insgesamt stehen den Reilinger Bürgern damit 7.247,75 m² Turn- und Sporthallenfläche zu Verfügung. Das entspricht einem sehr hohen Wert von 1,05 m² pro Person. Rechnet man nur das Sportflächenangebot der Gemeinde in Form der Fritz-Mannherz-Halle zu den Turn- und Sporthallen, so ergibt sich ein Wert von 0,47 m² Sportfläche pro Einwohner. Ein ebenfalls guter Wert, der für sich genommen schon höher liegt als die von der DOG vorgeschlagene Richtlinie.

Insgesamt kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass in der Gemeinde Reilingen, ein sehr gutes Angebot an Turn- und Sporthallen vorhanden ist. Dies betrifft sowohl die Quantität als auch die Qualität.


Tab. 12: Turn- und Sporthallen und Fitnessstudio

Anlage Kategorie Art der Fläche Größe (qm)
Fritz-Mannherz-Halle,
Untergeschoss
1 1 Tanzraum, 2 Gymnastikräume, 1 Ringerraum, 1 Kegelbahn, 1 Kraftraum 2.039,75
Fritz-Mannherz-Halle,
Erdgeschoss
1 Sporthalle 1.208,00
TOP FIT 1 Fitnessstudio 4.000,00
Gesamt     7.247,75

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3.1.2 Freisportanlagen

In der Gemeinde Reilingen stehen zwei Sportplätze (1 Hart- und 1 Rasenplatz) und eine Laufbahn (Asche) zur Verfügung sowie ein Tartan-Kleinspielfeld hinter der Fritz-Mannherz-Halle. Der bauliche Zustand der Anlagen ist unterschiedlich. Während der Rasenplatz, der hauptsächlich vom Fußballverein genutzt wird, in einem sehr guten Zustand ist, ist der angrenzende Hartplatz und vor allem die Laufbahn ohne dringende Sanierungsmaßnahmen langfristig in ihrem Bestand gefährdet. Ein weiteres Problem ist die fehlende Ausrichtung der Laufbahn an den gängigen Wettkampfnormen, so dass ein leistungsorientiertes Training oder die Ausführung von leichtathletischen Wettkämpfen auf dieser Anlage nicht möglich ist.
Das Kleinspielfeld wird in erster Linie von der Schule genutzt.


Tab. 13: Freisportanlagen

Anlage Kategorie Größe (qm)
Rasenplatz (SC 08) 1  7.350
Hartplatz + Laufbahn (TB Germania) 2-3 13.600
Kleinspielfeld Fritz-Mannherz-Halle (Tartan) 2  1.500
     
Gesamt   22.450


An Sportgelegenheiten existieren in Reilingen drei ausgewiesene Möglichkeiten. Zwei Bolzplätze (1 Rasen- und 1 Kunstrasenplatz) und eine Skateboardanlage. Nicht erfasst sind unter dieser Kategorie Wiesenflächen, Waldwege oder Vergleichbares, obwohl diese für individuelles Sporttreiben eine durchaus hohe Bedeutung haben, wie die Befragung zum Sportverhalten gezeigt hat.


Tab. 14: Sportgelegenheiten

Anlage

Kategorie Größe (qm)
Bolzplatz vor der Fritz-Mannherz-Halle (Rasenplatz) 2 5.200
Bolzplatz Haydnallee (Kunstrasen) 2 1.261
Skateboardanlage Festplatz Nachtwaid 2   200
     
Gesamt   6.661


Insgesamt stehen damit 29.111 m² (Sportplätze, Laufbahn, Kleinspielfeld und Sportgelegenheiten) an Sportfreiflächen zu Verfügung. Das sind 4,2m² pro Einwohner, was einen guten Wert bedeutet, geht man von dem Richtwert der DOG von 4 m²/Einwohner aus. Bezieht man in die Rechnung nur die vorhandenen Sportanlagen ein, die für ein traditionelles Sporttreiben genutzt werden können, lässt die Sportgelegenheiten also unberücksichtigt, so ergibt sich ein Wert von 3,24m² pro Einwohner, was als ausreichend bezeichnet werden kann.

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3.1.3 Sondersportanlagen

Den flächenmäßig weitaus größten Raum in der Gemeinde, nehmen die Sondersportanlagen ein. Darunter werden solchen Anlagen subsumiert, die den speziellen Anforderungen nur einer Sportart genügen, wie z. B. Tennisplätze oder Schießanlagen. Hier wird auch deutlich, dass es in Reilingen eine sehr aktive Sportszene gibt, mit einem breiten Angebot und den hierfür erforderlichen Flächen. Das Auswahlkriterium bei der Zusammenstellung der nutzbaren Flächen, war die Frage, ob die betreibenden Vereine an den Sportfördermitteln der Gemeinde partizipieren. Nicht aufgenommen wurde der Angelsportverein, da eine Betrachtung der von diesem Verein genutzten Flächen - insbesondere natürlich die Wasserfläche, die für Schwimmen und Baden nicht zugänglich ist - aufgrund der Größe eine Verzerrung bedeuten würde.


Tab. 15: Sondersportanlagen

Anlage Kategorie Größe (qm)
Schießsportanlage 1  3.416
Tennisplätze 1 26.140
Reitplatz 1 49.573
Bogenschießplatz 1  7.293
Tauziehen - Trainingsplatz 1    700
Tauziehen - Veranstaltungsplatz 1  3.375
Verein der Hundefreunde 1  3.325
Verein für deutsche Schäferhunde 1  4.950
     
Gesamt   98.772


Der Flächenbestand der Sondersportanlagen beträgt insgesamt 98.772 m². Dies entspricht einem Wert von 14,3m² pro Einwohner, was einen sehr hohen Wert darstellt. Allerdings wird bei Anlagen dieser Art keine bevölkerungsbezogene Normierung vorgenommen, da diese Sportflächen nicht zu der Grundversorgung innerhalb einer Kommune gerechnet werden können und letztendlich von den lokal vorhandenen Vereinen und deren Möglichkeiten abhängt.

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3.1.4 Spielplätze

In der Gemeinde gibt es derzeit 12 Spielplätze und ein Neuer (Holzrott, 4. Abschnitt) ist in Planung. An Spielplatzflächen stehen momentan 11.276 m² zu Verfügung, rechnet man den noch nicht fertig gestellten Spielplatz hinzu, so errechnet sich ein Gesamtwert in Höhe von 12.401 m². Dies entspricht einem bevölkerungsbezogenen Wert von 1,79m² pro Einwohner. Der Bestand ist rein quantitativ also als sehr gut zu bewerten. Der größte Spielplatz (Wörschgasse) ist unter qualitativen Gesichtspunkten jedoch stark sanierungsbedürftig.


Tab. 16: Spielplätze

Anlage Kategorie Größe (qm)
Spielplatz Bürgerpark 2    700
Spielplatz Haydnallee 1  1.002
Spielplatz Holzrott II. Abschnitt 1    613
Spielplatz Im Viehtrieb 2    331
Spielplatz Johann-Strauß-Straße 1  1.224
Spielplatz Leharstraße 2    300
Spielplatz Schlägelweg 2    960
Spielplatz Waldfestplatz 1    100
Spielplatz Wilhelmstraße/Brahmsstraße 2    420
Spielplatz Wörschgasse 3  4.720
Spielplatz Zeisigweg 1    485
Spielplatz Holzrott III. Abschnitt 1    421
Spielplatz Holzrott IV. Abschnitt (geplant)   (1.125)
     
Gesamt   12.401

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3.1.5 Zusammenfassung zu den räumlichen Voraussetzungen des Sports in Reilingen

Zusammenfassend errechnet sich für alle erfassten Sportanlagen in der Gemeinde ein verfügbarer Sportstättenbestand von insgesamt 147.531,75 m². Damit stehen pro Einwohner 21,31m² Sportfläche zu Verfügung, was als außerordentlich viel bezeichnet werden kann. Rein quantitativ stehen in der Gemeinde, legt man die Richtwerte der DOG zugrunde, momentan genügend Sportflächen zu Verfügung.
Die Bestandserhebung hat gezeigt, dass in Reilingen ein breites Spektrum an Sportanlagen vorhanden ist. Die Qualität, d. h. die Ausstattung und der bauliche Zustand lässt jedoch bei zwei Bereichen, den Spielplätzen und der Laufbahn zu wünschen übrig. Bei den Spielplätzen ist der flächenmäßig Größte stark sanierungsbedürftig, so dass ein Großteil der Spielplatzfläche momentan nicht vollständig nutzbar ist. Zudem zeigen zahlreiche Bemerkungen, dass ein Ausbau an Spielflächen gewünscht wird.
Die Laufbahn ist ein weiterer zu bemängelnder Punkt in der Sportinfrastruktur. Sie entspricht Erstens nicht den Wettkampfnormen und ist insofern für ein qualifiziertes Leichtathletiktraining und die Ausrichtung von Wettkämpfen ungeeignet und ist Zweitens ebenfalls stark sanierungsbedürftig. Das heißt, ohne erhaltende Baumaßnahmen ist diese Anlage in ihrem Bestand mittel- und langfristig gefährdet.

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3.2 Sport- und Bewegungsangebote in Reilingen

Das Sport- und Bewegungsangebot in Reilingen bietet eine Fülle von Möglichkeiten und zeichnet sich durch eine immens hohe Vielfalt aus. Ein reges Vereinsleben deckt ein breites Spektrum an Sport- und Bewegungsangeboten ab, wie schon die Betrachtung der vorhandenen Sportanlagen und insbesondere der Sondersportanlagen gezeigt hat. Insgesamt 16 verschiedene Vereine und ein kommerzieller Anbieter bilden zusammen die "Sportszene Reilingen". Neben den klassischen Vereinssportarten Turnen, Fußball, Leichtathletik sind in Reilingen auch bereits neue Trends aus dem Freizeitsportbereich, wie z. B. das Walking aufgegriffen worden und haben sich eine ganze Reihe auch "exotischer" Sportarten etabliert, wie z. B. Tauziehen und Feldbogenschießen.

Anbieter (Vereine)
Behinderten- und Freizeitsport Gruppe
Reilingen e.V.
Reiterverein Reilingen 1925 e.V.
Feldbogenclub Reilingen Flying Arrows Athletenverein Reilingen 1989 e.V.
Sportclub 08 e.V. Sportschützenverein 1929 Reilingen e.V.
Karnevalverein 1962 e.V. Die Reilinger Buwe e.V.
Turnerbund Germania 1890 e.V. Tennisverein Reilingen 1974 e.V.
Judoclub Tischtennisclub 1969 e.V.
Kegelsportverein 1962 Reilingen e.V. Carousels Round Dance Club
Allgemeiner Motor-Sport-Club e.V. MES Verein für moderne effektive Selbstverteidigungsarten Reilingen 2000 e.V.
 
Kommerzielle Anbieter
TOP FIT Fitnessstudio  

 

Angebote (Vereine)
Schwimmen (für Behinderte und Freizeitsportler) Volleyball
Tischtennis mit Gymnastik (für Behinderte und
Freizeitsportler)
Selbstverteidigung
Feldbogenschießen Wandern
Fußball Judo
Gardetanz Sportkegeln
Turnen (Eltern/Kind-, Kinder-, Mädchenturnen) Jugend-Kart-Slalom
Gymnastik (Jazz- und Powergymnastik, Frauengymnastik, Skigymnastik, etc.) Reiten
Aerobic Tischtennis
Jedermannsgruppe Ringen
Handball Sportschießen
Tennis Tauziehen
Leichtathletik/Lauftreff/Walking  
 
Kommerzielle Angebote (TOP FIT Fitnessstudio)
Badminton Sauna
Fitness Koronarsport
Squash Mentaltraining
Gymnastik (in allen Facetten)  


Dass Reilingen in Bezug auf das Sportangebot ein überaus vielfältiges Programm zu bieten hat, schlägt sich auch in der Meinung der befragten Personen nieder. Denn 81,5% stimmen der Aussage zu, dass die Vereine und andere Anbieter viele Möglichkeiten anbieten, Sport zu treiben.
Allerdings besteht trotz des schon vorhandenen sehr guten und ausdifferenzierten Angebots anscheinend ein zusätzlicher Bedarf an speziellen Angeboten für gesundheitsorientiertes Sporttreiben, den 62,8% angeben.

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4 Fazit und Ausblick

Sachgerechte Entscheidungen zur kommunalen Sportentwicklungsplanung setzen Planungswissen voraus. Dieses besteht in erster Linie in einer umfassenden Beschreibung des Ist-Zustands des kommunalen Sportgeschehens und in Prognosen über künftige Sachverhalte. Da die Kommunen heute einem immensen Kostendruck ausgesetzt sind, müssen Planungen, die im freiwilligen Bereich kommunalpolitischen Handelns liegen, vor allem bedarfsgerecht sein und in enger Abstimmung zwischen den verschiedenen Interessensgruppen, den Bürgern und der Gemeinde getroffen werden.
Das zu erreichen, ist das Ziel dieses Projektes, dessen erster Abschnitt, die Bedarfs- und Bestandsanalyse, nun vorliegt. In den darauf folgenden Schritten, soll auf Grundlage der hiermit vorliegenden Daten, noch einzurichtende Arbeits- bzw. Projektgruppen ein verbindliches Maßnahmenkonzept zur künftigen Sportentwicklungsplanung und Schulhofumgestaltung in Reilingen erarbeiten. An dieser Stelle müssen dann auch weitere Daten und regionale Prognosen, z. B. aus den Bereichen Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung, die für die künftige Entwicklung der Gemeinde Reilingen von Bedeutung sind, berücksichtigt werden.

Vor der Initiierung der Arbeitsgruppen liegt jedoch noch ein zweiter methodischer Schritt: die Schulbefragung. Denn innerhalb des Gesamtprojekts "Sport und Bewegung in Reilingen" soll als ein Teilprojekt die bewegungsfreundliche Umgestaltung des Schulhofs stattfinden. In enger Abstimmung mit dem Badischen Gemeindeunfallversicherungsverband (Bad. GUVV) wird das Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Karlsruhe die Schüler, Lehrer und Elternvertreter nach ihren Vorstellungen, Wünschen und Bedürfnissen fragen, um auch hier die notwendige Datenbasis für weitere Entscheidungen zu generieren.

Nach Abschluss dieser Befragung stehen für alle planungsrelevanten Bereiche die notwendigen Grundlagen zu Verfügung. Der eigentliche Entscheidungsprozess über das Maßnahmenkonzept, welches sowohl die Sportentwicklungsplanung als auch den Schulhofumbau umfassen soll, wird dann in den schon erwähnten Planungsgruppen stattfinden. In diesen sollen nach Möglichkeit Vertreter aller relevanten Institutionen Reilingens, der Lehrer und Elternvertreter sowie der Gemeindeverwaltung vertreten sein (siehe auch den Projektplan im Anhang). Eine genaue Abstimmung des Vorgehens erfolgt in Zusammenarbeit mit dem der Gemeindeverwaltung, dem Gemeinderat und dem Badischen GUVV.
Der vorliegende Bericht ist insofern als Zwischenbericht zur Bestands- und Bedarfsanalyse zu lesen. Der Endbericht zu dem Gesamtprojekt wird nach Abschluss der Arbeitsgruppen und der Festlegung eines Maßnahmenkonzepts erstellt.

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4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse

Das Sportangebot in Reilingen und die infrastrukturellen Voraussetzungen hierfür sind äußerst vielfältig und sehr umfangreich. Insgesamt nehmen 61% der Reilinger Bevölkerung dieses Angebot wahr und sind größtenteils sehr zufrieden damit, denn 81,5% der Befragten stimmen der Aussage zu, dass die Vereine und andere Anbieter in Reilingen viele Möglichkeiten zum Sporttreiben bieten. Auch geben nur 2,8% der Nichtsportler an, dass Ihnen eine bestimmtes Sportangebot fehlt. Aber Sport wird nicht mehr nur im Verein getrieben. Etwa die Hälfte der Befragten (49%) gibt an, den ausgeübten Sport selbst auf frei zugänglichen Anlagen zu organisieren. Dies wird auch bei der Frage nach den bevorzugten Orten der Sportausübung deutlich. 33%, also genau ein Drittel, nutzen vor allem frei zugängliche Wege, Parks oder den Wald für Sport und Bewegung. Damit wird ein Trend bestätigt, der sich bereits in vielen ähnlich gelagerten kommunalen Sportentwicklungsstudien abgezeichnet hat. Dass der organisierte Vereinssport zwar nach wie vor die herausragende Rolle in der lokalen "Sportszene" spielt, der informelle und nichtorganisierte Sport, der auf nicht-normierte und für jedermann zugängliche Sportanlagen angewiesen ist aber eine immer größer werdende Bedeutung erhält.

Bei einer Differenzierung der Zufriedenheit der Bevölkerung hinsichtlich der sport- und bewegungsbezogenen Möglichkeiten sind es zwei Punkte, die bemängelt werden. Zum Einen ist das die Anzahl und die Attraktivität der so genannten Sportgelegenheiten, also der Möglichkeiten zum informellen Spielen und zum Anderen ist das die Attraktivität der vorhandenen Sportplätze. Wünsche zur künftigen Entwicklung des Sports in Reilingen richten sich allerdings in erster Linie auf den Ausbau des Sportangebots. Und hier vor allem auf spezielle gesundheitsorientierte Programme, die vor allem von den Nichtsportlern gefordert werden sowie auf flexiblere Organisationsstrukturen und weniger auf die Schaffung neuer Sportanlagen.

Die Bestandserhebung der vorhandenen Sportanlagen hat folgende Ergebnisse erbracht:
Reilingen weist einen sehr guten und vielfältigen Bestand an Sportanlagen auf und bietet somit die notwendigen Voraussetzungen für den Sport. Vor allem die vorhandenen Turn- und Sporthallen sowie die Sondersportanlagen zeichnen sich durch einen guten bis sehr guten baulichen Zustand aus und bieten Raum für eine große Palette an Sportarten.
Wie allerdings schon in der Bevölkerungsbefragung deutlich geworden ist, müssen die Freisportanlagen in dieser Hinsicht etwas differenzierter betrachtet werden. Zwar ist der Rasenplatz, der hauptsächlich vom Fußballverein genutzt wird, in einem sehr guten Zustand, der benachbarte Hartplatz jedoch und vor allem die dazugehörige Laufbahn, sind stark sanierungsbedürftig. Zudem entspricht die Laufbahn nicht den gängigen Wettkampfnormen und ist insofern für ein qualifiziertes Training oder die Durchführung von Wettkämpfen ungeeignet. Ähnliches gilt für die Sportgelegenheiten, die mittelfristig ebenfalls sanierungsbedürftig sind oder, wie im Bereich der Spielplätze, es jetzt schon sind.

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4.2 Thesen zur Entwicklung des Sports in Reilingen

Kommunale Sportentwicklungsplanung setzt Planungswissen voraus. Zum Einen ist dies ein Wissen um die lokalen Spezifika, zum Anderen gilt es aber auch, allgemeine Trends in der Sportentwicklung zu berücksichtigen. Im Folgenden soll deshalb anhand von fünf abschließenden Thesen ein Ausblick auf die Entwicklungsmöglichkeiten des Sports in Reilingen beschrieben werden, in denen sowohl die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung als auch allgemeine gesellschaftspolitische und sportspezifische Trends berücksichtigt werden.

1. These: Die Bedeutung des Sports wird zunehmen
Die Bedeutung des Sports als gesellschaftliches Phänomen hat schon in den letzten Jahren eine starke Konjunktur erfahren. Sport als Spitzen- und Showsport ist in den Medien allgegenwärtig, Sport hat als Mode und Lebensstil in den Alltag der meisten Menschen Einzug gehalten und immer mehr Menschen treiben immer mehr Sport. Der von Opaschowski (1988) prophezeite "freizeitkulturelle Lebensstil" mit den "fünf-Freizeit-S (Selbermachen, Spontaneität, Sozialkontakt, sich entspannen, Spaß)" ist Wirklichkeit geworden und wesentliches Merkmal unserer "Erlebnisgesellschaft" (Schulze, 1992). Sport wird immer stärker nachgefragt und sinnvolle, körperbetonte Beschäftigung nimmt in der individuellen Freizeit generell einen hohen Stellenwert ein. So meinen in der vorliegenden Befragung mehr als die Hälfte (51,7%) der befragten Personen, dass sie zur Zeit gerne mehr Sport treiben würden.
Diese seit einigen Jahren zu beobachtende Entwicklung wird gerade vor dem Hintergrund einer sich verändernden Bevölkerungsstruktur auch zunehmend diejenigen Altersbereiche erfassen, die auch heute noch zum großen Teil wenig bis gar keinen Sport treiben. Denn ältere Menschen sind nur in einem sehr geringen Maße körperlich-sportlich aktiv, in repräsentativen Studien konnte ein bewegungsaktiver Anteil von etwa 5-10% festgestellt werden. In der vor-liegenden Untersuchung geben 43% aller Befragten über 60 Jahren an, noch körperlich aktiv zu sein. Aus der leider nicht befriedigenden Rücklaufzahl der Fragebögen kann aber geschlossen werden, dass es wahrscheinlich gerade in dieser Altersgruppe die Sportaktiven waren, die geantwortet haben. Ein wichtiges Merkmal des Wandels in der Bevölkerungsentwicklung wird jedoch sein, dass die "Neuen Alten", entgegen dem bisher gepflegten inaktiven Lebensstil vieler Älterer, ihren bis dato gelebten freizeitorientierten, sportiven Lebensstil auch im Alter beibehalten werden, so dass die Sporttreibenden nicht nur rein quantitativ zunehmen werden, es werden zudem neue Zielgruppen, vor allem im Bereich der Älteren entstehen, auf die sich der Sport einstellen muss.

2. These: Gesundheit wird ein immer wichtigeres Themenfeld im Sport werden
Dass sich regelmäßig betriebener Sport positiv auf die Gesundheit auswirken kann, das ist mittlerweile Alltagswissen, so meinen 97% aller Befragten in Reilingen, dass man durch Sport und Bewegung seinen Gesundheitszustand verbessern kann.
Auch wissenschaftlich ist dies auf vielfache Weise bestätigt worden. Eine Vielzahl an wissenschaftlichen Untersuchungen haben den Nachweis erbracht, dass durch regelmäßige Bewegung beispielsweise Herz-Kreislauf-Krankheiten vorgebeugt werden und dem vorzeitigen Altersabbau entgegengewirkt werden kann.
Gesundheit ist und war natürlich schon immer ein wichtiges Thema. Aber verstärkt in den letzten Jahren kristallisiert sich Gesundheit als gesellschaftlicher "Megatrend" heraus. So sieht Nefiodov (1999) vom GMD Forschungszentrum in dem Thema "psychosozialer Gesundheit" die zentrale Ressource künftiger Wirtschaftsentwicklung.
In der Befragung zeigt sich der Trend zu einem gesundheitsbewussten Lebensstil vor allem in den Wünschen über die künftige Sportentwicklungsplanung in Reilingen. So ist der am häufigsten geäußerte Wunsch ist die Errichtung spezieller zielgruppenorientierter Gesundheitssportangebote (62,8% aller Personen), der vor allem von Frauen, Älteren und Nichtsportlern nachgefragt wird. Aber auch mehr als die Hälfte der Sportler (56,7%) stimmt dem zu und würde sich ein solches Angebot wünschen.
Für die Vereine können sich hier neue Möglichkeiten ergeben, Mitglieder zu gewinnen und langfristig zu binden.

3. These: Der Sport hat sich verändert
Das Sportverhalten hat sich verändert. Sport ist, wie schon beschrieben, Teil des Lebensstils geworden. Der Trend zur "Versportlichung der Gesellschaft" läuft seit einigen Jahren un-gebrochen und hat dazu geführt, dass Sportarten in immer kürzeren Zeitabständen entstehen, teilweise am Reißbrett für bestimmte Zielgruppen entworfen werden und wieder verschwinden. Das Motto "Sport ist im Verein am schönsten" hat zwar nach wie vor seine Gültigkeit, ein Großteil des Sporttreibens findet mittlerweile aber außerhalb der Vereine statt. Dies wird auch in der vorliegenden Befragung deutlich. Der weitaus größte Teil der Sportler gibt an, den Sport selbst auf frei zugänglichen Anlagen zu organisieren und der bevorzugte Ort, den Sport auszuüben, ist nicht der Sportplatz, sondern sind Wälder, Wege, Straßen, Parks und Wiesen.
Auch die Hitliste der betriebenen Sportarten deuten auf einen solchen Wandel hin. Aerobic und Inlineskaten stehen in der Rangskala der Sportarten noch vor Fußball und Walking als Gesundheitssport noch vor Tennis.
Für die kommunale Sportentwicklungsplanung stellt sich an dieser Stelle die Frage, wie auf den beschleunigten Wandel reagiert werden kann, welche Trends dauerhaft Bestand haben und welche nur kurzfristig sind. Als dauerhafter Trend kann sicherlich die Orientierung vieler Sporttreibenden in Richtung Freizeit- und Gesundheitssport gesehen werden sowie eine verstärkte Individualisierung im Sport.

4. These: Die Sportvereine müssen dem Wandel des Sports Rechnung tragen
In Reilingen gibt es eine sehr vielfältige "Sportszene" mit einer breiten Palette an Sportangeboten, die sowohl klassische Sportarten, wie Leichtathletik und Turnen umfasst, als auch eher selten anzutreffende, wie zum Beispiel Tauziehen oder Feldbogenschießen. Deutlich wird hierbei jedoch, dass in der Gemeine ein reges und äußerst vielfältiges Vereinsleben existiert. Dieses zu erhalten und weiter auszubauen muss ein Ziel jeder Sportentwicklungsplanung sein. Aber die Vereine müssen sich dem Wandel des Sportverhaltens stellen. Wie in der Befragung deutlich geworden ist, bestehen Wünsche in der Bevölkerung hinsichtlich einer künftigen Sportentwicklung vor allem auch in veränderten Strukturen. So werden von 61,7% der Befragten Sportangebote gefordert, die nicht an eine feste Vereinsmitgliedschaft gebunden sind und weitere 53,2% würden sich die Schaffung zeitlich variabler Sportangebote wünschen. Das heißt, Vereine werden in Zukunft wahrscheinlich nur dann noch Mitglieder gewinnen, wenn sie sich von starren Zeitrastern und Organisationsformen lösen. Oder anders ausgedrückt, neue Zielgruppen können über die Einrichtung eines flexibleren Kurssystems gewonnen werden. Auf der anderen Seite sind auch 25% der Befragten bereit, für ein erweitertes und verbessertes Sportangebot mehr Geld auszugeben. Das darf aber nicht dazu führen, einfach global die Mitgliedsbeiträge zu erhöhen aber für spezielle Angebote besteht sicherlich Potenzial.

Neben allen Modernisierungs- und Individualisierungstendenzen müssen sich die Vereine aber auch auf die traditionellen Stärken besinnen. Diese ist vielfach assoziiert mit "Geselligkeit" oder "Gruppenerleben" und gilt für alle Altersgruppen. Verstärkt sicherlich für die Älteren aber auch für Jugendliche. Wie in der Befragung deutlich wurde, scheint es in der Gemeinde einen Mangel an jugendgerechten Angeboten zu geben. So ist mehr als die Hälfte (53,3%) der unter 30-Jährigen mit dem sportlichen Angebot für ihre Altersgruppe unzufrieden. Eine Möglichkeit der langfristigen Bindung neuer Mitglieder kann deshalb in einer verstärkt auch "außersportlichen" Jugendarbeit der Vereine liegen.

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